Handschriftliche Notizen (AA 14-19) auf Briefen an Kant

     
         
 

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1343.      Bemerkungen Kants auf dem Brief von J. G. Lindner vom 20. Oct. 1759 (X2 16—17) im II. Bd. der Dorpater Sammlung von Briefen an Kant S. 652:
 

 

     [ AA 15, Seite 584 ]
     [ AA 102, Seite 16 ]
     [ Brief 12 ]
   
  Über der Adresse:    
         
  Wenn die Wissenschaften die Bewunderung bricht ab.    
         
  Man findet Lebhaftigkeit, Witz bey Franzosen und Persern. Ernsthaftigkeit    
  bey den Spaniern und Türken.    
         
  Man muß bey einerley Maximen bleiben.    
         
  Ob nordische Nationen so viel Witz, Munterkeit haben?    
         
  Sanftmut des Regenten.    
         
  Von der Wollust und Trunkenheit.    
         
  Eifersucht.    
         
  So wie ein Schiff bricht ab.    
         
  Vielleicht nur Trägheit. Muth.    
         
  trunkenheit.    
         
  Unter der Adresse:    
         
  Dem aber gleich sehr wahrscheinlich ist: die Natur habe die Ingredienzien    
  der Mischung gantzer Volkerschaften in derselben Proportion die guten    
  und bösen Charaktere der Menschen, daraus eine Volkerschaft besteht als    
  die ingredienzien der Mischung, allenthalben in einerley Proportion vermengt,    
  um durch diese Mischung den Charakter, der so zu sagen das    
  Polit bricht ab.    
         
  Rechts von der Adresse in umgekehrter Richtung:    
         
  so findet man sich doch geneigter bricht ab.    
         
  so findet man sich doch eher Geehrt bricht ab.    
         
  so ist man doch doch eine Nation geneigt, die Vorzüge, welche (g sie )    
  sich erworben hat bricht ab.    
         
  oder die zufalligen Fehler einer anderen selbst in den bösen Influentzien    
  zu suchen, die ihr Geburtsort in ihren Charakteren hervorb bricht ab.    
         
  Gleichwohl hat diese Neigung physischen bricht ab.    
         
  Diese Art zu urtheilen ist belndend und dem Geschmake unserer    
  Zeiten zur Naturforschung gemäß, und, wenn es erlaubt ist zu sagen, der    
  President von Montesqvieu irre, der diese Meinung am Meisten empor    
  Gebracht hat, irre, so hat vielleicht niemand mit mehr Verstand unrecht    
  gehabt als er.    

 
 

 

1820a.   ν-ξ? (ρ?)   Bleistift-Bemerkung Kants auf der Adress-Seite des Briefes von Merkus Herz vom 9. Juli 1771 (X2 124 ff.) im I. Bd. der Dorpater Sammlung von Briefen an Kant S. 34:
 

 

     [ AA 16, Seite 127 ]
     [ AA 102, Seite 124 ]
     [ Brief 68 ]
 
   
  Die Schönheit ist von der Annehmlichkeit und Nützlichkeit unterschieden.      
  Die Nützlichkeit, wenn sie woran gedacht wird, giebt nur ein      
  Mittelbares Wohlgefallen, die Schonheit ein unmittelbares. Die Schöne      
  Dinge zeigen an, daß der Mensch in der Welt passe und selbst seine Anschauung      
  der Dinge mit den Gesetzen seiner Anschauung stimme.      
           

 
  1.   ρ¹.   Bemerkungen Kants auf der letzten Seite des Briefes seines Bruders J. H. Kant vom 3. Juli 1773 (vergl. X. 133—5) im II. Bd. der Dorpater Sammlung von Briefen an Kant p. 492:
 
     [ AA 14, Seite 003 ]
     [ AA 102, Seite 140 ]
     [ Brief 76 ]
 
   
  Was Kant mit dieser Figur und den aufgestellten Gleichungen im Sinn hatte, wird sich kaum mehr feststellen lassen. (Adickes)     
  ae = √(eb × ec)      
  eg = √(gf × gc)      
  ag =      
           

 
 

 

4671.   ρ2—3.   Bemerkung Kants auf der letzten Seite des Briefes seines Bruders J. H. Kant vom 3. Juli 1773 (X2 140f.) im II. Bd. der Dorpater Sammlung von Briefen an Kant S. 492:
 

 

     [ AA 17, Seite 635 ]
     [ AA 102, Seite 140 ]
     [ Brief 76 ]
 
   
  Alle moralitaet besteht in der ableitung der Handlungen aus der idee      
  des subiects, nicht aus der Empfindung.Die idee ist allgemeingültig      
  und enthelt so wohl aus dem Zweke (g abstrahendo ) als auch aus der Beziehung      
  auf alle (g combinando ).      
           
  Die Qvellen aller Erfahrungserkentnis liegen in sind transscendental.      
  Es sind (g innere ) anticipationen. Der      
           

 
 

 

4672.   ρ1.   Bemerkung Kants auf der Rückseite (Adressen-Seite) des Briefes von E. T. von Kortum vom 18. Nov. 1773 (X2 142f.) im III. Dorpater Briefband Bl. 27Υ.
 

 

     [ AA 17, Seite 635 ]
     [ AA 102, Seite 142 ]
     [ Brief 78 ]
 
   
  Links von der Adresse quer:      
  Zuerst müssen gewisse Titel des Denkens seyn, worunter Erscheinungen      
  an sich selbst gebracht werden: z.E. ob sie als Größe oder als      
  subiect oder als Grund oder als Ganzes oder blos als realitaet angesehen      
  werden (figur ist keine realitaet). Ich werde um deswillen in der Erscheinung      
  nicht, was ich will, als subiect ansehen oder, wie ich will, entweder      
  als subiekt oder praedicat, sondern es ist bestimmt als subiect      
  respective als Grund. Was vor eine logische Function also eigentlich      
  von einer Erscheinung in Ansehung der andern gültig sey, ob die der größe      
  oder des subiects, also welche function der Urtheile. Denn sonst können      
  wir nach Belieben logische functionen brauchen, ohne auszumachen, auch      
  ohne warzunehmen, daß das obiect einer mehr als der andern angemessen      
  sey. Also kan man eine Erscheinung denken, ohne sie unter einen Titel      
  des Denkens überhaupt zu bringen, mithin ihr ein obiect zu bestimmen.      
           
  Rechts von der Adresse quer:      
  Damit die Erscheinungen gewissen Regeln eigen oder darnach bestimmt      
  vorgestellt werden, gehoret, daß sie als unter eine oder andre function      
  derselben gehorig vorgestellt werden. Dadurch werden sie auf bestimmte      
  Weise obiecten der Gedanken; sonst ist nichts in ihren Verhaltnissen      
  (denn Empfindungen lass sind nicht gedanken), was sie vor dem Verstande      
  denklich machte.      
           

 
 

 

4673.   ρ2.   Anmerkungen Kants auf dem Brief D. F. von Lossows vom 28. Apr. 1774 (X2 167) im III. Bd. der Dorpater Briefsammlung Bl. 6, 6Υ, 7, 7Υ.
 

 

     [ AA 17, Seite 636 ]
     [ AA 102, Seite 167 ]
     [ Brief 91 ]
 
   
  S. I.      
  Über der Anrede:      
  einig. D. i. alle Vorstellungen machen in meinem inneren Zustande durch die      
  Einheit der Anschauung Denn als Anschauung eines einigen Subjekts      
  erlangen alle Ge gehören alle Gegenstände nur zu eine bricht ab?      
           
  Zwischen Anrede und Brief, sowie zwischen seinen vier ersten      
  Zeilen:      
  Zugleich mit dem Sinne, unt unter dem sie unserem Gemüthe dargebothen      
  werden bricht ab?      
           
  1. Die Zeit einig. Denn es ist ein Sub Welches so viel heißt: ich      
  kan alle Gegenstände nur in mir selbst und denen in ihm diesem meinem      
  einigen Subjekt befindlichen Vorstellungen erkennen so fern nur nach der      
  Form der inneren Anschauung unmittelbar erkennen. (g Anschauen, und alle      
  Mogliche Gegenstände meiner Anschauung stehen unter einander nach der      
  besonderen Form dieser Anschauung im Verhaltnisse. )      
           
  2. Sie ist unendlich      
           
  2. Sie ist unendlich ohne Erstes und Letztes. Denn sie ist die      
  datum Bedingung der coordination durch den inneren sinn, welche durch      
  nicht anders als durch die Vorstellungen, welche darnach ge gestellt      
  werden, bestimmt und eingeschrankt werden muß. Sich selbst kan die      
  bloße Form der Din recep Receptivitaet der Zusammenordnung nicht einschranken.      
           
  3. Sie ist nothwendig, d.i. sie hängt von keinem Dinge ab, sondern      
  liegt allen zum Grunde, ist also das erste datum der Moglichkeit die Bedingung      
  der inneren Anschauungen und liegt der Moglichkeit aller Anschauungen      
  zum Grunde.      
           
  4. In Ihr haben alle Dinge und alle Zustande der Dinge ihre bestimmte      
  Stelle. Denn nur durch das Ve sie haben (g müssen ) durch die      
  Einheit des inneren sinnes ihr bestimmt Verhaltnis zu allen möglichen D      
  andern angeblichen Gegenstanden der Anschauung.      
           
  5. Sie geht vor allen Wirklichen Dingen vorher und kann a priori      
  selbst mithin auch die Be als Bedingung der Gegenstande a priori erkannt      
  werden.      
           
  Zwischen X2 16722 und 16725:      
  (g Die innern Bestimmungen sind nicht im Raum. )      
           
  Wir können mit diesen Begriffen nicht aus der Welt heraus kommen.      
           
  1. Wenn also ein subiect ein Ding überhaupt ist und das praedicat      
  ist raum und Zeit oder ein darauf als Bedingung gebauter Begrif, so ist      
  das Urtheil transscendent. (g Alles ist irgendwo und irgend wann. )      
  (g Ich sage nicht daß es falsch sey; es schließt nur nicht, non liqvet. Das      
  ist aber nemlich falsch, daß aus diesem subiectiven etwas allgemeines      
  und obiectives folgen solte. )      
           
  2. Wenn daß subiect nur durch (g praedicate der ) inneren Empfindung      
  gegeben ist und das praedicat enthält eine Bedingung der äußeren      
  Sinnlichkeit, so ists auch transscendent.      
           
  S. II.      
  Anmerkung.      
           
  Der Raum ist nichts als die Anschauung der bloßen Form auch      
  ohne Gegebene Materie, also die reine Anschauung. Er ist eine einzelne      
  Vorstellung wegen der Einheit des Subiekts (g und der Fahigkeit ), in      
  welchem alle Vorstellungen außerer obiecte (g neben ) ein ander gestellt      
  werden können. Er ist unendlich, weil in der Fahigkeit zu empfangen      
  keine Grentzen sind. Er ist nothwendig, weil er die erste Bedingung der      
  Moglichkeit der außeren Vorstellungen ist; folglich ist er der grund der      
  Fahigkeit außerer Vorstellungen, und wir können uns das Gegentheil      
  nicht vorstellen, weil wir sonst noch eine ander hohere Fahigkeit haben      
  müsten. Er ist etwas wirkliches, was nicht von dem Daseyn der Dinge      
  abhängt; sondern den die Fahigkeit anzuschauen hängt nicht von dem      
  Daseyn der Dinge ab, kann also a priori erkannt werden.      
           
  Der Raum ist nicht ein Gegenstand der Anschauungen (ein obiect oder      
  dessen Bestimmung), sondern die Anschauung selbst, die vor allen Gegenständen      
  vorhergeht und wodurch es worin (g wenn ) dieselbe gestellt      
  werden, die Erscheinung derselben moglich ist. Er ist eine reine Anschauung      
  a priori. Wie ist aber eine solche Anschauung möglich. Es ist Sie      
  ist nichts anders als das Bewustseyn seiner eignen receptivitaet, Vorstellungen      
  (Eindrücke) der Dinge nach gewissen Verhältnißen unter einander      
  zu empfangen.      
           
  Das spatium absolutum, dieses Rätzel der Philosophen,      
  ist ganz was richtiges (g aber nicht reale, sondern ideale ), sonst      
  würde man nicht a priori von ihm was sagen können, und zwar nicht      
  durch allgemeine Begriffe, sondern durch eigenschaften, die sich an ihm      
  durch innere War unmittelbare Fassung warnehmen lassen. Er ist aber      
  nicht äußerliches, sondern die in dem Gemüth selbst bestehende Bedingung      
  der Form aller äußern Vorstellung. Er ist kein nichts eingebildetes      
  (ens imaginarium). Denn er ist die eintzige wirkliche      
  Bedingung der Vorstellung wirklicher äußerer Dinge. Die Ordnung      
  der Dinge, die neben einander seyn, ist nicht der Raum, sondern      
  der Raum ist daß, was eine solche Ordnung oder besser      
  coordination nach bestimmten Bedingungen moglich macht. Ist es      
  ein bloßer allgemeiner Begrif von Ordnung, so versuche man, wie viel      
  man davon ableiten kann und wie man a priori die auf die nothwendigkeit      
  einer solchen Ordnung komme; denn a posteriori sie      
  zu entlehnen, ist erstlich wieder den Augenschein, und dann würde sie nur      
  die Folgerungen einer Beobachtung, nicht aber einer Grundbe Grundvorstellung      
  haben.      
           
  Der Raum als eine äußere Vorstellung müste auch etwas in dem      
  Gegenstande haben, wodurch er im Gemüthe gewirkt würde. Denn würde      
  er keine Vorstellung a priori seyn. Es ist aber, wo noch gar nichts ist,      
  auch kein Einfluß, und die blosse Form kan nicht durch Einflus uns mitgetheilt      
  werden.      
           
  Uberhaupt daß Dinge sind, die der Sinnlichkeit correspondiren, muß      
  der Verstand erkennen; also ist die idealitaet des Raumes weiter      
  nichts als die unterscheidung der Sinnlichkeit und desjenigen,      
  was dadurch gesetzt wird, vom Verstande und was dadurch      
  gedacht wird. Durch die idealitaet wird die Wirklichkeit der Korper      
  (g Gewißer Wesen, die ihr correspondiren ) und gewisser Eigenschaften      
  nicht geläugnet, ja gar nicht anders als blos negativ daran gedacht.      
           
  Die Idealitaet des Raumes hebt dessen realitaet in ansehung der      
  Korper, d.i. aller sinnl außern Gegenstande der sinnlichkeit nicht auf      
  und ihnen kommt wirklich der Raum zu, sondern unterscheidet nur Gegenstande      
  der Sinne als solche von Dingen an sich selbst. Einem Dinge an      
  sich selbst kommt kein Raum zu (g als Bedingung oder Bestimmung ),      
  sondern ieder Gegenstand der außern sinne wird durch die Bedingung      
  des Raumes gedacht.      
           
  S. III.      
  Unter X2 16733—35:      
  Die Satze von R den eigenschaften des absoluten Raumes und Zeit      
  kamen fremde vor; man läugnete also entweder die absolute Zeit und      
  machte sie zu einem abstracto oder empirico, oder man vorichtete machte      
  die Zeit obiectiv und machte sie zu einem realesten ideal, d.i. einer      
  chimaere.      
           
  Rechts von X2 16734f., über und unter Z. 12—16:      
  Wir haben keine Anschauungen anders als durch die Sinne; also      
  können dem Verstande keine andern Begriffe beywohnen, als welche auf      
  die disposition und die Ordnung unter diesen Anschauungen gehen.      
  Diese Begriffe müssen das allgemeine enthalten und Regeln. Das Vermogen      
  der Regeln in abstracto: der gelehrte Verstand, in concreto der      
  Gesunde. Der Gesunde Verstand hat darum vielfelt in allen fällen den      
  Vorzug, wo die Regel aus den fällen a posteriori abstrahiert werden      
  muß; wo sie aber durchaus a priori ihren Ursprung hat, da findet er gar      
  nicht statt.      
           
  S. IV.      
  Der Raum ist die unsrer sinnlichkeit in Ansehung aller äußeren Erscheinung      
  anhängende Bedingung, denn er ist die Form dieser Fähigkeit      
  des Gemüths, Dinge als äußerlich zu wahrzunehmen. Daher sind Korper      
  Vorstellungen, die nothwendig an dieser Bed nur unter dieser Bedingung      
  moglich sind und sind selbst nichts, und in so fern hat ist der Raum allerdings      
  etwas reales. Die idealitaet Es wird aber durch einen Korper      
  nicht ein Gegenstand der Erkentnis überhaupt, sondern ein Ding als ein      
  Gegenstand des äußeren Sinnes gedacht. Es geht der Raum wie Pradikat      
  also gar nicht auf ein Ding an sich selbst, sondern nur als den      
  Gegenstand des außeren sinnes. Er ist die Bedingung nicht der Dinge,      
  sondern des Phänomenon der von einem den Dingen, und zwar wer in      
  Ansehung der durch den außeren Sinn von dem außeren Sinn. Hiedurch      
  wird die Sinnlichkeit nur von dem Verstande unterschieden, wodurch etwas      
  vorgestellt wird, nicht wie es uns als Gegenstand der Sinne gegeben,      
  sondern unabhängig davon gedacht wird.      
           
  Verschiedene Prädikate des Raumes nun, die man sonst als obiective      
  ansahe, laßen sich durch diesen Begrif in ansehung ihres Ursprungs erklaren      
  1. Der Raum ist Einig, weil er die Form der Vorstellungen      
  (g aller Moglichen außeren Gegenstande ) in einem einigen Subiekt ist.      
  2. Der Raum ist unendlich. Denn die Fähigkeit der hinzu, mehrere Eindrücke      
  von außeren Dingen zuzulassen, oder die Empfanglichkeit hat an      
  sich selbst keine schranken. 3. Der Raum ist nothwendig; denn er ist das,      
  worauf die Moglichkeit der Sinne sich selbst gründet.      
           
  Die Vorstellung des Raumes ist keine Einbildung und die sich blos      
  aufs Subjekt (g Albefassend ) bezieht, sondern eine Mittel Bedingung,      
  äußere Dinge vorzustellen, und ein Mittel, sie zu ordnen. Die Ordnung      
  ist der inneren Form gemäß.      
           
  Die Allgegenwart des Raumes und die Ewigkeit der Zeit. Daß er      
  allenthalben gegenwartig ist, d.i. er ist selbst die Bedingung aller Gegenwart,      
  denn durch ihn wird die Gegenwart erkannt.      
           
  Das erstere bedeutet. das wir uns kein Ding als gegenwartig anschauen      
  können als irgendwo im Raum.      
           
  Die Vernunft ist das Vermögen der regeln a priori.      
           
  Eine Regel a priori ist eine Regel der Vernunft und diese. Eine      
  Regel aus Begriffen in abstracto ist ein Gesetz. Die Vernunft ist das      
  vermögen der Gesetze. Eine Regel der construction der Begriffe heißt      
  formel. Eine symbolische formel —      
           
  Die Vernunft betrachtet das unbedin Vernunftbegriffe sind unbedingt      
  gültige Begriffe, also das All, das erste, das un transscendente. Die      
  unbedingte nothwendigkeit, das unbedingte principium (g das unabhangige      
  principium ), das unbedingte (g uneingeschränkte ) all.      
           
  Raum und Zeit enthalten die Bedingungen der Regeln der Erscheinung,      
  daher alle categorien in Ansehung ihrer Anwendung sie zum      
  Grunde legen.      
           
  Die Frage, ob der Raum etwas ideales (nicht imaginaires) oder      
  reales sey, interessirt verschiedene Wissenschaften gar nicht. Es ist in der      
  mathematic, mechanik und allgemeinen physic nicht darauf acht gehabt;      
  obgleich Leibnitz so wohl als Newton (ich nenne sie hier an der Spitze      
  der übrigen großen Nahmen), dieser die subsistirende Realitaet desselben,      
  jener die adhaerirende annimmt, so setzen beyde in der Anwendung auf      
  gegenstände der Welt ihr, als wenn es beydes, Raum und Zeit, Behälter      
  vor sich bestehende Behälter der Dinge wären, und wenn gleich von uns      
  die idealitaet bewiesen ist, so kann sie in ansehung solcher untersuchungen      
  nichts verschiedenes machen. Aber da, wo diese antworten transscendent      
  werden, da lautet es anders.      
           
  Verschiedene Dinge sind in Verschiedenen Orten und umgekehrt:      
  die Verschiedenheit der Orter beweiset Die Verschiedenheit der Dinge (ist      
  schon ein Satz, der den empirischen Verstand angeht).      
           
  Wenn wir gleich manche Satze aus den Begriffen des Raumes und      
  Zeit nicht begreifen können, so müssen wir bemerken, daß sie nicht Vorstellungen      
  der Vernunft sind, sondern der anschauung und daß wir die      
  bricht ab.      
           

 
 

 

5555.   χ—ψ? (υ?)   Bemerkung Kants auf der Rückseite des undatirten Briefes von Glave (X 243) im II. Bd. der Dorpater Sammlung von Briefen an Kant S. 273:
 

 

     [ AA 18, Seite 231 ]
     [ AA 102, Seite 260 ]
     [ Brief 155 ]
 
   
  Gleichwie ein reiner Verstandesbegrif nur durch die Form der Urtheile      
  entspringt, indem ich sie synthetisch mache (g und dadurch ein obiect      
  denke ), so entspringt ein reiner Vernunftbegrif durch die Form eines      
  Vernunftschlusses. Diese aber ist die subsumtion unter die allgemeinheit      
  eines der Bedingung eines Urtheils; also ist der Begrif eine Vorstellung      
  der Totalitaet der Bedingungen(nach der einen oder andern relation eines      
  Urtheils ein obiect zu erkennen. Die logische Bedingung des Urtheils ist      
  die relation zum subiect etc.; der Begrif von einem Dinge durch diese      
  logische Function ist die Categorie. Die Totalitaet Allgemeinheit der      
  Bedingung relation ist die logische Form des Vernunftschlusses; der      
  Begrif von einem Dinge durch die subsu Vorstellung der Totalitaet der      
  Bedingung des Urtheils der (g Anwendung der ) Categorien ist der      
  Vernunftbegrif.      
           
  Der Begrif von der totalitaet der Synthesis nach den categorien des      
  Verhaltnisses ist der reine Vernunftbegrif.      
           
  Ohne den Vernunftbegrif würden wir zwar Erfahrungen haben,      
  aber die collective Einheit der Erfahrung würde fehlen, als worin doch      
  alle Theil empirische Erkentnis muß bestimmbar seyn.      
           
  Die Totalitaet der Synthesis in einem Subiect, 2. in einer Reihe,      
  drittens in einem System. Suppositum ist die Voraussetzung dessen, was      
  gefunden werden soll, und die Bedingungen desselben, um die synthesis      
  der Erkenntnisse, wodurch wir ihm nahern sollen, zu finden. Idee ist ein      
  solches suppositum, welches zwar an sich nicht gegeben werden kann, aber      
  doch formale Vernunfteinheit in unsere Erkentnis bringen kann.      
           

 
 

 

5641.   ψ1.   Auf der Rückseite von C. Speners Brief an Kant vom 28. Apr. 1781 (X 248):
 

 

     [ AA 18, Seite 279 ]
     [ AA 102, Seite 265 ]
     [ Brief 162 ]
 
   
  ueberkreuzte Geraden (x-Form), an den vier Seiten die Worte 'Qvant:' (oben), 'Relat:' (rechts), 'Modal:' (unten), 'Qval:' (links), ueber die Zeilen 11-13      
       
       

 
 

 

5648.   ψ3.   Bemerkung Kants auf der leeren Rückseite des Briefes von G. Hufeland von 11. October 1785 (X 388f.) im I. Bd. der Dorpater Sammlung von Briefen an Kant S. 206:
 

 

     [ AA 18, Seite 296 ]
     [ AA 102, Seite 412 ]
     [ Brief 247 ]
 
   
  Man muß gedanken Preis zu geben haben.      
           
  Man kan von Erkenntnissen, die den ersten Anfang betreffen, nicht      
  abkomen.      
           
  Die Verschreyung der Hypothesen.      
           

 
 

 

5656.   ψ4. (nach dem 23. Nov. 1788).   Bemerkung Kants auf der Adressen-Seite des Briefes von Ch. Fr. Heilsberg vom 23. Nov. 1788 (X2 554) im III. Dorpater Briefband Bl. 11υ.
 

 

     [ AA 18, Seite 316 ]
     [ AA 102, Seite 554 ]
     [ Brief 339 ]
 
   
  Daß den Categorien (g der Größe ) ein obiect correspondire, kan nur      
  in einer sinnlichen Anschauung gewiesen werden. Wenn man auch nur      
  in einem einzigen Falle davon abgeht, so ist die ganze schöne Abg Praecision      
  des systems, da man auch den Grund, woher alle Erkentnis      
  a priori komme, einsieht, verlohren.      
           
  Zahlbegriffe sind diejenige, welche zuerst den Begrif der Zeit als      
  eines quanti bestimmen. Sie setzen nicht den Begrif der Zeit voraus,      
  sondern nur die sinnliche form derselben und bestimmen zuerst den Begrif      
  der Zeit als eines quanti. Dadurch wird aber auch nicht ein obiect in      
  der Zeit (dergleichen der Raum, dessen theile alle zu gleicher Zeit sind),      
  nicht mein E eigen Daseyn in der Zeit bestimmt, sondern blos die synthetische      
  Einheit des Mannigfaltigen, wodurch eine Große Moglich ist,      
  gegeben, also dem Begriffe der Größe, ohne irgend eine qvalitaet derselben      
  (weil sie insgesamt nur in der Zeit gegeben werden kan) dabey zu      
  berühren, realitaet verschafft.      
           
  Imputation ist die Beurtheilung einer Handlung (der freyen nach      
  Gesetzen) in Ansehung ihres Ursprunges aus Freyheit. Dieser Ursprung      
  aber kan nur durchs gedacht werden, so fern sie unter moralischen Gesetzen      
  ist, denn das ist die Casalitaet aus Freyheit.      
           

 
 

 

1233.   ψ4.   Bemerkung Kants auf der Rückseite des 2. Quartblatts des Briefes von A. Matthias vom 16. August 1789 (XI 68/9) im II. Bd. der Dorpater Sammlung von Briefen an Kant S. 690:
 

 

     [ AA 15, Seite 542 ]
     [ AA 112, Seite 071 ]
     [ Brief 372 ]
   
  Undankbarkeit. — Herzliche Vergebung einer Beleidigung.    
       
  Neid. — Freude über den Vorzug anderer vor uns.    
       
  Schaden Freude. — Freude über das Glük anderer, wenn wir selbst    
  leiden.    
       
  Das Grundbose ist die Falschheit, wozu die Natur dazu die Veranlassung    
  giebt, daß jedem Menschen die Idee, wie er seyn sollte, beywohnt,    
  danach er auch andere beurtheilt und, da er es nicht von selbst    
  und gleich anfangs so ist, wie er einsieht, daß er seyn sollte, einen Fortschritt    
  dazu zu thun von der Natur berufen ist, weil er es aber nur in der    
  Gesellschaft und durch sie werden kann, durch dieselbe Idee dazu berufen    
  ist, seine Tadelhaftigkeit so viel moglich zu verbergen und nur die Gute    
  seite sehen zu lassen, welche Zurükhaltung und Unaufrichtigkeit man denn    
  auch bey jedem anderen vermuthet.    
       

 
 

 

6317α.   ω1.   Bemerkungen Kants auf der Rückseite des Briefes von L. E. Borowski vom 22. März 1790 (XI 142).
 

 

     [ AA 18, Seite 629 ]
     [ AA 112, Seite 144 ]
     [ Brief 413 ]
 
   
  S. I:      
 
Von der Obersten Realität
     
 
der Categorien
     
 
als principien möglicher Erfahrung.
     
         
  Wir würden keinen Erfahrungsbegrif ohne empirische Anschauung      
  haben, d.i. ohne etwas, was in Rau dessen M was der Empfindung entsprechend      
  in Raum und Zeit gesetzt wird, welche letztere a priori nach ihren      
  Eigenschaften erkannt werden, ob sie diese gleich an sich gar keine Beschaffenheit      
  der Dinge, sondern nur unserer Vorstellungsart sind.      
         
  a. Begriffe von Größe bekommen wir nur in Raum und Zeit, aber      
  nur, indem wir sie erzeugen und aus gleichartigen zusammensetzen als      
  bloße Anschauung ohne Empfindung.      
         
  b. Von qvalität: indem wir von der bloßen Anschauung zur Empfindung      
  in einem gewissen Grade kommen, welches alle qvalitaet der Dinge      
  ist, die sie als Sachen überhaupt, nicht bloße Formen haben.      
           
  c. bricht ab.      
         
 
Vom Unterschiede der logischen
     
 
und transscendentalen Gültigkeit der
     
 
Principien.
     
         
  Dieser Unterschied betrift nur den zwischen (g den Grundsätzen ) der      
  Form unnd der Materie der Urtheile so. Da, wo es das Urtheil die      
  formale Bedingung der bloßen Moglichkeit des Urtheils eines Begrifs      
  aussagt (wie der Satz des Wiederspruchs), gilt der Grundsatz (g auch ) von      
  Dingen negativ, d. i. das Alles ist unmöglich, wovon sich selbst der      
  Gedanke wiederspricht, und so fern stehen alle objecte unter diesem Grundsatze,      
  daß der Begrif von ihnen diesem nicht entgegen seyn muß. Der Satz      
  dagegen: alles hat seinen Grund, auf Sachen bezogen, hat gar keine      
  Gültigkeit (ist vielmehr falsch); aber von Urtheilen als Sätzen gilt er.      
  Eben so der Satz der Eintheilung. — Also gelten alle (g blos ) logische      
  Principien als constitutive Grundsätze (nicht blos conditio sine qua non)      
  blos von analytischen Urtheilen, nämlich da blos aus Begriffen geurtheilt      
  werden soll. In Ansehung der synthetischen kan durch sie nichts bestimmt      
  werden. Das will nicht sagen: sie gelten so fern nicht von ihnen, daß diese      
  ihnen auch zuwieder seyn könten, sondern: sie bestimmen verschaffen nur      
  kein solches Erkentnis. Man könnte sagen: die synthetische Erkentnisse Urtheile      
  bestimmen ein Object in Ansehung dessen, wo wogegen der Begrif      
  unbestimmt war, die analytische sind blos auslegend. Zu den ersteren      
  (g als Urtheilen ) a priori wird keine Transs cendentaluntersuchung der      
  Moglichkeit solcher Erkenntnisse erfordert, wohl aber zu den zweyten, indem      
  da zu dem Begriffe noch Anschauung gezogen werden muß.      
         
 
Theologie.
     
         
  Es ist hier nicht vom (g theoretischen ) Zweifel bey dem Glauben an      
  Gott die Rede, sondern davon, daß wir uns von einem solchen Wes en gar      
  keinen best objectiv bestimmten Begrif machen können und, wollen wir      
  ihn nach den subjectiven Bedingungen unserer Vernunfterklarung uns vorstellen,      
  wir doch nichts mit dem Begriffe anfangen können, um unser      
  theoretisch Erkentnis zu erweitern. Nur der Begrif von demselben daß      
  als einem Wesen, welches die Ursache der Möglichkeit der Ausführung und      
  Erreichung aller uns von der Vernunft aufgegebenen moralischen Zwecke      
  ist, ist so wohl den subjectiven Bedingungen des theoretischen als vornehmlich      
  des practischen Gebrauchs angemessen und davon unzertrennlich.      
         
  S. II:      
  N. II der Critik in Ansehung der Theologie.      
         
  1. Gott ist Ewig. Ewigkeit ist eine Da unendliche Dauer: Dauer      
  aber ein Daseyn ohne als Große Vorgestellt. Nun könn en wir dieses      
  nicht ohne Zeit denken. Das Daseyn Gottes aber kann kein Daseyn in      
  der Zeit seyn. Also haben wir bey dem Worte seiner Ewigkeit nic ht den      
  mindesten zum Erkentnis tauglichen Begrif.      
         
  2. Gott ist allgegenwärtig. Die Dinge aber sind ausser ihm und auch      
  ausserhalb einander. (Nun können wir eine solche Gegenwart nur im      
  Raum beym Daseyn eines Dinges im Raum denken). Nunsind aber die      
  Dinge nicht in ihm, denn das wäre der Spinozism oder Pant heism. Er      
  ist aber auch nicht in ihnen. Denn alsdann wäre er als entweder als      
  Ausgedehntes wesen einem Theile nach im einen und einem andern Theile      
  nach im Andern oder als einfaches wesen ganz in jedem, und da diese      
  Dinge ausserhalb einander sind, so wäre er ausser sich selbst.      
         
  3. Gott ist Intelligenz: aber 81nicht so zu denken eine sol sein Verstand      
  ist nicht ein Denken, von einem anderen Verstande aber haben wir keinen      
  Begrif.      
         
  4. Gott ist Ursache der Dinge durch einen seinem Verstande ge mäßen      
  willen, aber sein Wille ist nicht von der Art, daß er an seinem Object ein      
  Interesse nehme. Wir können uns aber keinen Willen denken, dessen Zufriedenheit      
  micht zum Theil vom Daseyn des Objects abhinge.      
         
  5. Gott ist seelig. Aber wenn wir (g gleich ) von unserm Begriff der      
  Glükseeligkeit alles, was Schranken (der Abhangigkeit der Zufriedenheit      
  von zufalligen Ursachen) bey sich führt, weglassen, so können wir uns keine      
  vernünftige Lust denken als in der Zusammenstimung uns aller Objecte      
  (g des Willens ) in uns und ausser uns zu unseren Zweken. In Gott aber      
  können wir das, was wir Zwek nennen, gar nicht setzen, weil wir sonst      
  die Seeligkeit als Selbstgnugsamkeit aufheben würden.      
         
  6. Gott ist gnädig, barmherzig, langmüthig: sind ebenso Anthropomorphismen,      
  und wollen wir die letzeren davon wegnehmen, so bleibt nichts      
  übrig, was diesen Worten Bedeutung gäbe, um darnach ein Object zu      
  erkennen.      
         
  Alles kommt also darauf an, daß wir uns Gott bols nach seinem      
  Verhaltnis in Ansehung der zu der einer Welt unter Natur und Sittengesetzen      
  und zwar als das oberste Glied in der Reihe des Bedingten, selbst      
  aber doch als unbedingt denken, wo alsdann durch welches letztere aber      
  alle innere Bestimmungen dieses Urgrundes, wodurch er nach seinem      
  Wesen erkannt würde, wegfallen und nichts als das Verhaltnis, ein Urgrund      
  einer der Welt nach solchen Gesetzen zu seyn, übrig bleibt, bey      
  welcher Vorstellung wir uns zwzr immer noch der Ausdrücke der unserer      
  subjectiv bedingten Vorstellungsart solcher Verhältnisse bedienen können,      
  aber nur, um ein objectiv uns Ganzlich verborgenes Wesen zum Behuf      
  des practischen Gebrauchs der Vernunft nach einer Analogie zu denken      
         
 
Glaube an Gott.
     
         
  Die Vernunft kan uns nicht die oberste Bedingung unserer Zweke      
  (g im sittlichen Gesetze ) auferlegen, ohne uns zugleich den Endzweck unseres      
  Daseyns zu bestimmen als einen solchen, der zugleich unser Zwek seyn kan.      
  Nun ist dieser jederzeit Glükseeligkeit; aber die Moral gebiet et, daß er nur      
  unter der Bedingung der Würdigkeit glüklich zu seyn unser Endzwek und      
  überhaupt der Vernünftigen Wesen in der Welt seyn kann. So wie nun      
  die Vernunft moralisch Gesinnete Vernunft Glückseelig keit nicht ohne      
  Wohlverhalten, so kann sie auch nicht wohlverhalten ohne Glückseeligkeit      
  denken, wenn sie als Gesetzgebend selbst für die Natur sich betr achtete. Also      
  muß sie, wenn sie die Nothwendigkeit der Moralischen Gesetze im übersinnlichen      
  Substrat der vernünftigen Weltwesen sucht, im demselben auch      
  das Princip der Glückseeligkeit derselben, mithin eine diese beyde Elemente      
  des Endzwecks verbindende Gottheit denken.      
         

 
 

 

15.   ω¹.   Bemerkung Kants auf dem Brief von Moritz und Maimon vom 14. May 1791 (vgl. X I 246) im I. Bd. der Dorpater Sammlung von Briefen an Kant p. 615:
 

 

     [ AA 14, Seite 059 ]
     [ AA 112, Seite 258 ]
     [ Brief 471 ]
 
   
 
86    5.2    6.3    7.1    2.1    3.1    4.1    5.1
     
 
68     25     36     17     12     13     14     15
     
 
18     27     27     54      9     18     27     36
     
           
 
6.2    6.4    6.5.2    20
     
 
  26     46      256     2
     
 
  36     18      396    18
     
           

 
 
 
 
 
 
   

[ Übersicht über die Fundstellen der handschriftlichen Notizen aus den Bänden AA 14-19 ]