| Kant: AA X, Briefwechsel 1788 , Seite 531 | |||||||
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| 01 | zusandten. Derselbe hat mich nur einmal besucht, sonst hätte ich | ||||||
| 02 | gewünscht, ihm mehr Gefälligkeiten erzeigen zu können. Sehr angenehm | ||||||
| 03 | ist es mir, daß Sie Sich Selbst einen Zeitpunkt vorsetzen, wo | ||||||
| 04 | Sie wiederum die Monatsschrift mit Ihren treflichen Beiträgen bereichern | ||||||
| 05 | wollen. Der Himmel sei dafür, daß ich nicht auf Kosten Ihrer | ||||||
| 06 | wichtigern Arbeiten, welche eine allgemeine Aufklärung der wichtigsten | ||||||
| 07 | Begriffe u. eine heilsame Revolution in der Denkart für Welt u. | ||||||
| 08 | Nachwelt bewirken, aus Eigennutz etwas von Ihnen fordere! Indeß, | ||||||
| 09 | wenn Sie Musse haben, so weiß ich, wählen Sie auch gern diesen | ||||||
| 10 | unbedeutenderen Weg der Monatsschrift, wodurch doch eine Menge | ||||||
| 11 | nützlicher Ideen in allgemeinern Kreislauf gekommen sind. Mit innigster | ||||||
| 12 | Verehrung bitte ich Sie um die Fortsetzung Ihrer Gewogenheit u. | ||||||
| 13 | Freundschaft. | ||||||
| 14 | Biester. | ||||||
| 322. | |||||||
| 16 | An Carl Leonhard Reinhold. | ||||||
| 17 | 7. März 1788. | ||||||
| 18 | Nehmen Sie, Theurester Mann! meinen wärmsten Dank für die | ||||||
| 19 | Bemühungen und so gar Verfolgungen an, die Sie für eine Sache | ||||||
| 20 | übernehmen, zu deren Bearbeitung ich vielleicht den ersten Anlas gab, | ||||||
| 21 | die Vollendung aber, Aufhellung und Verbreitung von jüngeren, so | ||||||
| 22 | geistvollen, zugleich aber auch so redlich gesinneten Männern, als sie | ||||||
| 23 | in Ihrer Person angetroffen hat, erwarten muß. Es ist so was Einleuchtendes | ||||||
| 24 | und Beliebtes, zugleich im Zusammenhange mit großen | ||||||
| 25 | Anwendungen Durchgedachtes, in Ihrer Darstellungsart, daß ich mich | ||||||
| 26 | auf Ihre Einleitung in die Crit. zum voraus freue. Herr Vlrich | ||||||
| 27 | arbeitet durch seine oppositions=Geschäftigkeit wieder seine eigene Reputation; | ||||||
| 28 | wie denn seine letztere Ankündigung, eines mit den alten gewöhnlichen | ||||||
| 29 | Sophistereyen aufgestutzten Naturmechanismus, unter dem | ||||||
| 30 | leeren Nahmen von Freyheit, seinen Anhang gewiß nicht vergrößern wird. | ||||||
| 31 | Uberhaupt ist es belehrend, wenigstens für die, die sich nicht gerne in | ||||||
| 32 | controversen einlassen, beruhigend, zu sehen, wie die, welche die Critik | ||||||
| 33 | verwerfen, sich in der Art, wie es besser zu machen sey, gar nicht | ||||||
| 34 | einigen können und man hat nur nöthig ruhig zuzusehen und allenfalls | ||||||
| 35 | nur auf die Hauptmomente des Misverstandes Gelegenheit Rücksicht | ||||||
| 36 | zu nehmen, übrigens aber seinen Gang unverändert fortzusetzen, um | ||||||
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