Kant: Briefwechsel, Brief 503, An Iohann Heinrich Kant. |
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| An Iohann Heinrich Kant. | |||||||
| 26. Ian. 1792. | |||||||
| Lieber Bruder! | |||||||
| Bey dem Besuche, den Überbringer dieses, Hr. Reimer, ein Verwandter | |||||||
| von Deiner Frau, meiner werthen Schwägerinn, bey mir abgelegt | |||||||
| hat, ermangle ich nicht, was sich meiner überhäuften Beschäftigungen | |||||||
| wegen nur in ausserordentlichen Fällen thun läßt, mich bey Dir durch | |||||||
| einen Brief in Erinnerung zu bringen. Unerachtet dieser scheinbaren | |||||||
| Gleichgültigkeit habe ich an Dich, nicht allein so lange wir beyderseitig | |||||||
| leben, oft gnug, sondern auch für meinen Sterbefall, der in meinem | |||||||
| Alter von 68 Iahren doch nicht mehr sehr entfernt seyn kan, brüderlich | |||||||
| gedacht. Unsere zwey übrige, beydes verwittwete, Schwestern sind, | |||||||
| die älteste, welche 5 erwachsene und zum Theil schon verheuratete | |||||||
| Kinder hat, gänzlich durch mich, die andere, welche im Sct. Georgenhospital | |||||||
| eingekauft ist, durch meinen Zuschus versorgt. Den Kindern | |||||||
| der ersten habe, bey ihrer anfänglichen häuslichen Einrichtung, meinen | |||||||
| Beystand, und auch nachher, nicht versagt; so, daß, was die Pflicht | |||||||
| der Dankbarkeit, wegen der uns von unseren gemeinschaftlichen Eltern | |||||||
| gewordenen Erziehung fordert, nicht versäumt wird. Wenn Du mir | |||||||
| einmal von dem Zustande Deiner eigenen Familie Nachricht geben | |||||||
| willst, so wird es mir angenehm seyn. | |||||||
| Ubrigens bin ich, in Begrüssung meiner mir sehr werthen | |||||||
| Schwägerinn, mit unveränderlicher Zuneigung | |||||||
| Koenigsberg | Dein | ||||||
| den 26 Januar. | treuer Bruder | ||||||
| 1792 | I Kant | ||||||
| [ abgedruckt in : AA XI, Seite 320 ] [ Brief 502 ] [ Brief 504 ] [ Gesamtverzeichnis des Briefwechsels ] |
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