Kant: AA XVIII, Metaphysik Zweiter Theil , Seite 613 |
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| 01 | bleibt nicht übrig, als daß wir in der Vorstellung des Raumes uns als | |||||||||
| 02 | von äußeren Dingen afficirt bewust seyn müssen. Dieses erkennen wir nicht | |||||||||
| 03 | durch einen Schlus, sondern es liegt in der Art, wie wir uns selbst afficiren, | |||||||||
| 04 | um die Zeit als bloße Form der Vorstellung unsers innern Zustandes | |||||||||
| 05 | zu construiren, dabey uns doch immer noch etwas anderes, aber | |||||||||
| 06 | nicht zu diesem innern Zustande gehöriges gegeben seyn muß (d.i. etwas | |||||||||
| 07 | äußeres, in von welchem die construction jene Zeit s zugleich die Anschauung | |||||||||
| 08 | der Zeit enthält und ihr zum Grunde liegt). | |||||||||
| 09 | Damit etwas scheinen könne ausser uns zu seyn, muß wirklich etwas | |||||||||
| 10 | ausser uns seyn, obzwar nicht auf die Art beschaffen, wie wir die Vorstellung | |||||||||
| 11 | davon haben, indem andere Sinnesarten andere Vorstellungsarten | |||||||||
| 12 | desselben Dinges liefern könnten. Denn die Vorstellung von etwas ausser | |||||||||
| 13 | uns könnte uns niemals sonst in Gedanken kommen, weil wir uns nur | |||||||||
| 14 | unsrer Vorstellung als innerer Bestimmungen bewust seyn und für | |||||||||
| 15 | das obiect derselben den inneren Sinn haben, den wir aber vom äußeren | |||||||||
| 16 | sorgfältig unterscheiden. | |||||||||
6313. ω1. L Bl. D 8. S. I, II. R I 203—205. |
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| 18 | S. I: | |||||||||
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| 20 | Er kan 1. dadurch wiederlegt werden, daß man zeigt, es müsse die | |||||||||
| 21 | Vorstellung äußerer Dinge nicht in der Einbildungskraft liegen, sondern | |||||||||
| 22 | in einem äußeren Sinne, weil die Form der Vorstellung in der Zeit, | |||||||||
| 23 | ohne die im Raume mit dazu zu nehmen, kein empirisches Bewustseyn | |||||||||
| 24 | seines eigenen Daseyns in der Zeit, mithin keine innere Erfahrung möglich | |||||||||
| 25 | machen würde. | |||||||||
| 26 | 2tens dadurch, daß die materie der Vorstellungen im Raume ohne | |||||||||
| 27 | einen äußeren Sinn unmöglich im Gemüthe statt finden würde. Denn die | |||||||||
| 28 | Einbildungskraft kan nur dadurch, daß sie den äußeren Sinn (in dem | |||||||||
| 29 | Inneren des Organs desselben) afficirt, eine Vorstellung vom äußeren | |||||||||
| 30 | verschaffen, und es würde kein Stoff zu äußeren Vorstellungen in der Einbildung | |||||||||
| 31 | seyn, wäre nicht ein äußerer Sinn da. Nun wird aber auch nicht | |||||||||
| 32 | verlangt, daß wir von jedem Gegenstande äußerer Sinne und seiner Wirklichkeit | |||||||||
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