Kant: AA XVIII, Metaphysik Zweiter Theil , Seite 510

     
           
 

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  01 begehren (oder wenn sie träumen) etwas, was sie nicht sehen, einzubilden,      
  02 was ihre Wünsche wisse und durch sie bewogen oder besänftigt      
  03 werden könne. Aberglaube ohne bestimte Vorstellungen von ihren      
  04 Gegenständen.      
           
  05 *(g Schwärmerey ist Grossprechende (vermessene ) Unwissenheit      
  06 und ein convulsivischer Zustand, der ansteckend ist durch Sympathie.)      
           
  07 Wir können keinen andern angewandten Gebrauch der Vernunft, d.i.      
  08 einen solchen, dabey der Gegenstand gegeben wird (g immanenter Gebrauch. ),      
  09 machen, als indem wir das, was wir denken, nach Erfahrungsgesetzen      
  10 in Gedanken hervorbringen können.      
           
   

 

6220.   ψ3.   Th 1.
 
     
  12 Der Wahn der Ehre wegen des Nachrufs nach dem Tode.      
           
  13 Der Wahn der Ehre wegen der Hochschätzung dessen, was keinen      
  14 innern Werth hat.      
           
  15 Die sittliche Vollkommenheit, obgleich sie nicht ganz erreicht werden      
  16 kan, ist doch kein wahn.      
           
  17 Schwärmerischer und abergläubischer wahn. Gott ist doch kein wahn.      
           
  18 Der Erfahrungsgebrauch der Vernunft ist der Gebrauch der Vernunft,      
  19 der den Regeln nach (g seine Realität ) seine Warheit durch Darstellung      
  20 ihrer (Begriffe und) Grundsätze in der Erfahrung beweisen kan,      
  21 wenn man gleich etwas annimmt, was nicht ein Gegenstand der Erfahrung      
  22 ist. e.g. Seele als unkorperliches Wesen oder reine Sittlichkeit.      
  23 Wenn man dergleichen etwas auch nur annimmt, ohne es beweisen zu      
  24 können, so ist doch selbst die Annehmung desselben dem Erfahrungsgebrauche      
  25 der Vernunft in Ansehung der Form der Ver ihrer Anwendung      
  26 und der Grundsatze gemäß, eben so als wir überhaupt in Ansehung der      
  27 hypothesen verfahren.      
           
  28 Ein jeder Gebrauch der Vernunft, der nicht mit den Principien des      
  29 Erfahrungsgebrauchs zusammenstimmt, ist Wahn; z.B. himmlische Einflüße      
  30 zu Empfinden, auf das Geisterreich Einflus zu haben.      
           
     

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