Kant: AA XVIII, Metaphysik Zweiter Theil , Seite 495

     
           
 

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  01 alles Möglichen in Gemeinschaft stehe und also zu jeder Bestimmung      
  02 noch mehrere gehören, die nicht in dem Begriffe des Dinges      
  03 analytisch gehören, mithin der allgemeine Begrif nur als ein Theil von      
  04 dem Begriffe, der die praedicate zu allen moglichen enthält, angesehen      
  05 werde.      
           
   

 

6209.   ψ2.   Th I.
 
     
  07 Das principium exlusi medii sagt nur, daß von zweyen oppositis      
  08 einem Dinge nicht alle beyde zukommen oder davon removirt werden      
  09 können, aber nicht, daß es mit allen moglichen Prädicaten nothwendig      
  10 verglichen werden müsse oder auch, d.i. nur in Verhaltnis auf sie und      
  11 die Bestimmung nach dem principio exclusi medii existire. Dies ist das      
  12 princip der durchgangigen Bestimmung. Das erste ist logisch und bedeutet      
  13 nur die Natur disjunctiver Urtheile, welche die oppositionem contradictionis      
  14 enthalten; das zweyte ist metaphysisch und bezeichnet die ableitung      
  15 des Begrifs jedes Dinges aus dem Inbegrif aller Möglichkeit,      
  16 nämlich der höchsten Realitaet.      
           
  17 Der menschliche Verstand erfodert zu einem bestimmten Begriffe      
  18 eines Dinges (namlich nicht desjenigen, was vielen Dingen gemein ist,      
  19 sondern eines einzelnen), daß es sich dadurch von allem moglichen Unterscheiden      
  20 lasse, weil er nur durch allgemeine Begriffe urtheilt. Er muß      
  21 ihn also mit allen moglichen Pradicaten in der Idee vergleichen und      
  22 denkt die durchgangige Bestimmung, die doch keinem Verstande auszuführen      
  23 moglich ist. Er setzt also voraus: um ein Ding ganz zu erkennen,      
  24 muß man nicht allein wissen, was es enthalt, sondern überdem alles, was      
  25 ihm fehlt, damit man es auch in relation erkenne.      
           
  26 Das principium der Bestimmung ist das exclusi medii. Das princip      
  27 der durchgängigen Bestimmung heißt: ein jedes einzelne Ding (d.i. so      
  28 fern es von allen andern unterschieden ist; denn das ein Ding, allgemein      
  29 betrachtet als Gattung und Art, ist nur von denen, die nicht unter      
  30 diesem Begriffe stehen, unterschieden) ist in Ansehung alles moglichen      
  31 durch sein Verhaltnis zum Inbegrif aller moglichen Prädicate zu unterscheiden.      
           
     

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