Kant: AA XVIII, Metaphysik Zweiter Theil , Seite 494

     
           
 

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  01 den Begriffen aller andern zählt urtheilt ihn die Vernunft auch als nothwendig      
  02 zum Daseyn der Dinge. Diese blos als Dinge betrachtet können      
  03 sich nur durch reali negationen unterscheiden, also nur durch Schranken      
  04 einer hochsten Realität. Nun scheint das Daseyn eingeschränkter Dinge      
  05 eben so deriuativ zu seyn als ihr Begrif und dagegen das Daseyn eines      
  06 wesens, das alle Realitaet hat, allein ursprünglich seyn zu können. Alle      
  07 Schatten sind nur überbleibsel des unendlichen Nichts, namlich der Nacht,      
  08 die ohne die allerleuchtende Sonne den Raum anfüllen würde. Es scheint      
  09 also natürlich, daß nicht das Licht mit Schatten vermischt zuerst dasey,      
  10 sondern nur durch größere oder kleinere Einschrankung des Sonnenlichts      
  11 entspringe, welches vorausgehen muß. Die hochste realitaet kan ihre eigene      
  12 Wirkung einschränken, dadurch sie ihr Daseyn äußerlich offenbahrt; aber      
  13 eingeschränkte realitaet hat in ihr selbst kein hinreichend princip ihrer      
  14 Moglichkeit; folglich ist auch die Wirklichkeit derselben als abhängig anzusehn.      
  15 Ferner entspringt aus dem princip der Durchgängigen Bestimmung      
  16 eine durchgängige Gemeinschaft der Abstammung, mithin Verwandtschaft      
  17 alles möglichen, darum weil es nur möglich ist in einem      
  18 Begrif, weil alle negationen nur durch die Begrenzung der höchsten Realität      
  19 moglich seyn.      
           
   

 

6207.   ψ2.   Th III.
 
     
  21 Das principium Der du exclusi medii, d.i. der Bestimmung, enthält:      
  22 daß, wenn der Begrif mit einem zweyer oppositorum verglichen      
  23 wird, ihm eines von beyden zukommen müsse. Das princip der durchgängigen      
  24 Bestimmung sagt, daß der Begrif eines Dinges überhaupt, um      
  25 die Vorstellung eines einzelnen auszumachen, mit allen moglichen praedicatis      
  26 oppositis müsse verglichen werden, so daß, wenn es in ansehung      
  27 eines bestimmt worden, es in dieser Bestimmung mit andern praedicatis      
  28 oppositis verglichen werden müsse und es also als Ding überhaupt durch      
  29 das Verhaltnis zum ente realissimo allein bestimmt gedacht werden könne.      
  30 Dadurch geschieht, daß ein allgemeiner Begrif sich selbst durchgängig bestimt      
  31 und ein Begrif eines einzelnen Wesens wird.      
           
   

 

6208.   ψ2.   Th IV.
 
     
  33 Das princip der durchgängigen Bestimmung ist ein synthetischer      
  34 Satz; denn er verlangt, daß der Begrif eines jeden Dinges mit den Begriffen      
     

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