Kant: AA XVIII, Metaphysik Zweiter Theil , Seite 450

     
           
 

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  01 nur: was macht uns zu besseren Menschen? Der moralische Begriff von      
  02 Gott und der dreyfachen Personlichkeit relativ auf unsere practische maximen,      
  03 nicht in ansehung seiner eigenen Natur. Durch Guten Lebenswandel      
  04 versucht man nicht auf Gott zu wirken, sondern sich selbst nur der Gottlichen      
  05 Gütigkeit empfanglich zu machen.      
           
   

 

6095.   ψ2.   M 371.   Zu M § 904ff.:
 
     
  07 Der Richter ist an sich gleichgültig, er spricht nicht aus Liebe sein      
  08 Urtheil, ist unpartheyisch; er kan nicht erbeten werden, er kan nur nach      
  09 Gesetzen be sprechen. Dieses wird sehr verwirrt, wenn wir gütigkeit und      
  10 Gerechtigkeit in einer Person annehmen. Aber auch, wenn wir heiligkeit      
  11 und Gerechtigkeit in einer annehmen. Denn alsdenn spricht er nicht aus      
  12 dem Standpuncte eines Menschen. Wer kan wieder ihn bestehen? Hiob.      
  13 Er hat neben den Gesetzen die gütigkeit voraus und ist bereit, Glük zu ertheilen.      
           
   

 

6096.   ψ2.   M 372.   Zu M § 904ff.:
 
     
  16 3 fache Personlichkeit, die ich mir im hochsten Gut denke. 1. Ich begehre      
  17 Glüklich zu seyn aus Neigung und beziehe mein diesen Wunsch auf      
  18 einen Urheber der Glükseeligkeit. 2. Ich erkenne mich dem moralischen      
  19 Gesetze unterworfen durch Vernunft und beziehe diese Verbindlichkeit auf      
  20 den Willen eines höchsten wesens, was micht Verbinden kan, weil es mein      
  21 Schiksal Gantz in seiner Gewalt hat. 3. Die Vernunft in mir beschließt      
  22 die Glükseeligkeit nur, so fern ich meiner Pflicht gemäß handle. Und dieses      
  23 beziehe ich auf eine dritte Person, deren stelle das Gewissen vertritt. Al      
  24 Eine Gütige Person also repraesentirt meine Neigung, die andere meine      
  25 Vernunft, die dritte mein Gewissen.      
           
   

 

6097.   ψ2.   M 372.   Zu M § 904ff.:
 
     
  27 Subiective betrachtet ist meine eigene Person die erste. Ich wolte      
  28 gerne, daß meine Glükseeligkeit durch gar keine Bedingungen eingeschrankt      
  29 würde. Allein obiectiv muß ich meine Glükseeligkeit durch eine andere      
  30 Person vorstellen, und die Vernunft ist die erste Person, welche die Bedingungen      
     

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