Kant: AA XVIII, Metaphysik Zweiter Theil , Seite 451

     
           
 

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  01 der Glückseeligkeit vorschreibt. Subiectiv (g aus Neigung )      
  02 möchte ich gerne, daß die Anwendung des Moralischen Gesetzes auf mich      
  03 nach Gütigkeit angewa geschähe; aber Vernunft lehrt, daß sie nicht blos      
  04 nach dem heiligen Gsetze (g auch nicht der Gütigkeit nach allein ), sondern      
  05 aus der Gütigkeit verbunden mit der Heiligkeit, d.i. nach Gerechtigkeit,      
  06 geschehe.      
           
   

 

6098.   ψ2.   M 372'.
 
     
  08 Die Frage ist: ob der Begrif von Gott ein in physiologischer oder      
  09 moralischer Absicht nothwendiger Begrif ist. weil (g alsdenn ) die Natur      
  10 als zufällig angesehen werden muß, so kan die innere Nothwendigkeit daraus      
  11 nicht geschlossen werden, sondern ist nur eine nothwendige Hypothese      
  12 (nämlich unter den Eigenschaften, die den Begrif einer Gottheit ausmachen      
  13 sollen), um die von den phaenomenen den obersten zureichenden für sie      
  14 hinreichenden Grund (nicht für alle andern Vernunftfragen) anzugeben.      
  15 Denn die Vollkommenheit und Größe der Welt erfodern nicht die Voraussetzung      
  16 eines voll hochsten allgnugsamen Wesens. Also ist er als physiologischer      
  17 Grundbegrif nicht bestimmt und sein Daseyn nur Hypothese.      
           
  18 Wäre moralitaet auf physiologischen Bedingungen gegründet, so      
  19 würde eben das folgen. Wir würden nur in ansehung unserer Bedürfnis      
  20 und absicht auf Glükseeligkeit das Daseyn gottes voraussetzen müssen.      
  21 Aber alle Moral ist aus dem Wesen der Dinge nothwendig, und das, ohne      
  22 welches sie keine obiective realitaet haben würde, ist a priori, aber nur in      
  23 practischer Beziehung, nothwendig. Auch muß in Ansehung ihrer Gott      
  24 erstlich als das hochste Gut, darauf, damit er es seyn könne, auch als das      
  25 hochste Wesen vorgestellt werden.      
           
   

 

6099.   ψ2.   M 372'. 373'.
 
     
  27 M 372':      
  28 (g Wenn es moglich wäre zu wissen, daß ein Gott sey, bliebe denn      
  29 noch moralitaet im Menschen. )      
           
  30
In der Moraltheologie
     
           
  31 Wird Gott vorgestellt als das oberhaupt in einem nothwendigen      
  32 System der Zweke, nicht eines zufelligen Systems, welches wir hypothetisch      
  33 als allgemein annehmen und glauben, sondern welches wir wissen,      
     

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