Kant: AA XVIII, Metaphysik Zweiter Theil , Seite 449 |
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01 | glüklich werden; sonst stellen wir uns sein Gesetz als nachsichtlich, unseren | |||||||||
02 | Schwächen angemessen und nachgebend, aber nicht als heilig vor. Als | |||||||||
03 | Gütig hat er das Das und aus keinem andern Grunde will er das Daseyn | |||||||||
04 | der Creatur; aber als heilig will er, wenn sie daseyn, daß sie sich verhalten | |||||||||
05 | müssen, um der Gütigkeit theilhaftig zu werden. Als gerecht setzt er zwar | |||||||||
06 | die Gütigkeit, aber mit Einschrankung durch die Heiligkeit des Gesetzes | |||||||||
07 | voraus, die gerechtigkeit ist aber nicht gütig, sie ist auch nicht (g blos ) | |||||||||
08 | heilig, sondern die Gütigkeit in conformitat mit der Heiligkeit des Gesetzes | |||||||||
09 | ist die distributive Gerechtigkeit. Als Gütig würde er nicht strafen, als | |||||||||
10 | heilig wird er nicht belohnen (denn alles ist schuldigkeit), denn er verlangt | |||||||||
11 | die that unangesehen der Glükseeligkeit des Zustandes. Also ist Gerechtigkeit | |||||||||
12 | die dritte personlichkeit. | |||||||||
13 | Bey menschen sind die drey Personlichkeiten in drey Individuis vertheilt, | |||||||||
14 | in Gott ist es eine dreyfache Personlichkeit. Diese ist aber nur im | |||||||||
15 | Begrif von Gott in practischer, nicht speculativer absicht: eine Idee der | |||||||||
16 | relation auf die Menschliche Moralitaet und Freyheit. | |||||||||
6093. ψ2. M 371. Zu M § 904ff.: |
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18 | Das ist das heilige Symbol der moraltheologie, das monogramm | |||||||||
19 | seines geheimnisvollen wesens, aber um theosophie und theurgie zu verhüten. | |||||||||
21 | Die dreyfache Function im Verhaltnisse muß in Gott ein dreyfaches | |||||||||
22 | Ursprüngliches Princip seiner Thatigkeit voraussetzen; aber dies können | |||||||||
23 | wir nicht einsehen. | |||||||||
24 | Numerische Identitaet ist die Einheit des Individui: dessen, was in | |||||||||
25 | Verschiedenen Beziehungen als Viel betrachtet worden. | |||||||||
26 | Die specula Betrachtung Gottes in dieser dreyfachen Personlichkeit | |||||||||
27 | ist nicht theoretisch, sondern moralisch. theologie als theosophie ist vermessenheit | |||||||||
28 | und Schwarmerey. | |||||||||
6094. ψ2. M 371. Zu M § 904ff.: |
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30 | Theologie ist keine theosophie, Gott seiner Natur nach an sich, sondern | |||||||||
31 | nur in Verhaltnis auf uns und die moralitaet unseres Willens | |||||||||
32 | zu erkennen. Eben so ist Religion keine Theurgie, um auf Gott und | |||||||||
33 | seinen Willen einen unmittelbaren Einflus zu haben durch Formeln, durch | |||||||||
34 | Geistesanstrengungen, Reinigungen, Büssungen, sondern auf die Besserung | |||||||||
35 | unserer Selbst die Erkentnis desselben zu richten. Die Frage ist | |||||||||
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