Kant: AA XVII, Reflexionen zur Metaphysik. , Seite 346

     
           
 

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  01 vor allen Prädicaten erkennen, als bloß das Ich, welches gleichwohl kein      
  02 Begrif, sondern eine Empfindung Anschauung ist. Daher erkennen wir      
  03 durch den Verstand an den Korpern nicht die eigentliche subiecten, sondern      
  04 die Prädicate der Ausdehnung, soliditaet, Ruhe, Bewegung die      
  05 Ursache ist: durch unsere Sinne können sich nur die relationen der Dinge      
  06 offenbaren, und wir konnen das absolute oder subiect nur von uns aus      
  07 vorstellen. Die idee der substantz kommt eigentlich von der repraesentatione      
  08 sui ipsius her, so fern wir uns vorstellen, daß etwas von uns      
  09 unterschieden sey, und praedicate ohne subiect und ohne letztes subiect      
  10 nicht gedacht werden konnen, hinzu k die bestandigen Prädicate heißen      
  11 alsdenn zusammen das subiect.      
           
  12 Durch ein praedicat stelle ich mir nicht einen Theil von der sache vor      
  13 oder habe einen Begrif vom theil, sondern stelle mir das obiect selbst      
  14 vor und habe von ihm einen theilbegrif, daher auch die Bezeichnung      
  15 durch mathematische Zeichen unmöglich ist. Es sey y + s das Ding      
  16 selber, was unter dem Begriffe s vorgestellt wird, und seyn praedicat p. so      
  17 würde y + s - p = 0 , folglich y + s = p seyn.      
           
   

 

3922.   κ1.   M III. IV.   E II 1002. 1145. 730.
 
     
  19 M III:      
  20 Materiale Grundsätze scheinen zu seyn: was entsteht geschieht, muß      
  21 einen Grund haben. Eine jede successive reihe hat einen Anfang*. Dergleichen      
  22 sätze impliciren sich selber; denn weil der Anfang ein entstehen      
  23 ist oder geschehen ist, so müßte so fern von ihm wiederum ein Grund seyn.      
  24 Die Idee der Freyheit zeigt ein entstehen an ohne einen vorhergehenden      
  25 bestimmenden Grund. Die Natur unseres Verstandes bringt es so mit sich,      
  26 daß nach dessen Regel nichts (g zufälliges ) denklich ist ohne Verknüpfung      
  27 mit Gründen, und daß eine Folge (der Zeit nach) ohne Grund und ein      
  28 geschehen von etwas ohne in Verknüpfung mit seinem Grunde nicht kann      
  29 gedacht werden, weil alsdenn der Verstand Gantz unbrauchbar wäre.      
           
     

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