Kant: AA XV, Reflexionen zur Anthropologie. , Seite 575 |
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01 | Es sind ganz verschiedene Lobsprüche: eine feine Dame, und: ein | |||||||
02 | wackeres und angenehmes Weib. Jenes läßt sich leicht erlangen und ist | |||||||
03 | gut vorzuzeigen oder Parade zu machen, zu Hause aber viel Umstande und | |||||||
04 | Bemühung ohne Nutzen. Das letztere macht die Glükseeligkeit des | |||||||
05 | Mannes. Wenn ich sage: ein feiner Herr, so ist dieses bey weitem was | |||||||
06 | anderes als: ein tüchtiger und wackerer Mann. Wenn iener aufhört | |||||||
07 | Herr zu seyn, so ist er nichts. Das Wort Weib möchte ich nicht gern aus | |||||||
08 | den Lobsprüchen des Geschlechts verschwinden sehen. Wenn sich die eigenthümlichen | |||||||
09 | Wörter verlieren, so verschwinden allgemach die Begriffe. Peter | |||||||
10 | der Grosse als matrose. | |||||||
1308. υ. M 294. E II 592. |
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12 | Das ist recht die Sprache des Frauenzimmers: erstlich den Mann | |||||||
13 | zur Thorheit zwingen; hernach, wenn sie einen üblen ausgang hat, ihm | |||||||
14 | vorwerfen, warum er es gethan oder zugelassen habe, er wäre Mann und | |||||||
15 | hätte mehr Einsicht haben sollen. Sie verachten auch den Mann, der | |||||||
16 | ihnen ohne Einschränkung willfährig ist. Sie finden, daß auf dem | |||||||
17 | unruhigen Meere des Lebens sie eines Piloten bedürfen. Dieses ist die | |||||||
18 | Rechtfertigung in dem schertzhaften streit vom Ursprunge des Bösen, ob | |||||||
19 | von der Eva oder dem Adam. Der Mann schiebt es auf seine Schwäche | |||||||
20 | gegen das weib, und dieses auf tadelt iene Schwäche. | |||||||
1309. υ? (ρ2??) ι2? κ3?? M 294'. E I 594. |
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22 | Eine Ursache, weswegen Eltern wünschen wollen, daß ihre Kinder | |||||||
23 | sich vortheilhaft verheyrathen, ist, damit sie ihnen nicht den Tod wünschen. | |||||||
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