Kant: AA XV, Reflexionen zur Anthropologie. , Seite 371

   
         
 

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  01 M 215':    
         
  02 Das Schöne ist das äußerlich gefallende (wie es in die Sinne fällt),    
  03 und zwar allgemein. In unserer Führung sind Sitten und Anstandigkeit    
  04 auch wichtig, nicht blos Tugend. Das äußere ist den Verstandesbegriffen    
  05 die Einkleidung; dieser Einkleidung, den Bildern und allen Mitteln der    
  06 Anschauung: die Sprache (g zuerst der Stil ); das außere der Sprache    
  07 selbst: die Ausrede oder orthographie. Es ist nicht das auswendige; denn    
  08 das inwendige der Zimmer, wenn ich die Tüchtigkeit des Gebäudes nicht    
  09 erwege, ist auch ein äußeres. Das äußere der Freundschaft ist Hoflichkeit.    
  10 Das äußere der Ehrliebe ist Ehrbarkeit, Zucht Anständigkeit.    
         
   

 

831.   υ3? (ρ2?)   M 215'.   Gegenüber von M §. 597 „olim — obscurant“:
 
   
  12 Der Geist ist der geheime Qvell des Lebens. Er ist der Willkühr    
  13 nicht unterworfen, sondern seine Bewegungen kommen aus der Natur.    
  14 Die reflexion beruhet auf Vorsatze und Fleiß. Was aus dem Geiste entspringt,    
  15 ist ursprünglich. Wenn der Geist so zu sagen die reflexion überholt    
  16 so können fehler der Urtheilskraft vorfallen, die aber alle gegen das    
  17 Leben, was sie bey sich führen, nicht gemerkt werden.    
         
   

 

832.   υ.   M 215'. 215.   E I 386.
 
   
  19 M 215':    
         
  20 Die Neuigkeit des Gebrauchs ist die Mode. Der Gebrauch ist die    
  21 Gleichformigkeit der Handlungen vieler, deren Gesetz das Beyspiel ist.    
  22 Die Sitte ist ein Gebrauch in Handlungen, die ihrer Natur nach unter der    
  23 Vernunft stehen (Landessitte). Sitten sind in der That nichts anders als    
  24 die disciplin durch das Beyspiel. Modisch ist ein Mensch, der die Neuigkeit    
     

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