Kant: AA XV, Reflexionen zur Anthropologie. , Seite 297

   
         
 

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  01 Has, Kaltsinn, Liebe. Denn eben so wie alle einfache Empfindungen    
  02 angenehm sind und nur durch den Widerstreit unangenehm werden,    
  03 so sind alle einfache Beziehungen der Sinnlichkeit oder Vernunft schön oder,    
  04 welche positiv sind, Gut werden nur durch Wiederstreit Böse.    
         
   

 

670.   κ3 — ν2.   M 236'.
 
   
  06 In Ansehung des Schönen ist entweder oder des Geschmaks ist ausser    
  07 der Kunst noch Critick, Beobachtung und Zergliederung Vergleichung der    
  08 Gegenstande mit dem Geschmak durch Zergliederung. Die Wissenschaft    
  09 des Schönen aber ist ein Versuch, die phaenomena des Geschmaks zu erklären.    
         
   

 

671.   κ — λ.   M 237'.
 
   
  12 Der Geschmak ist der Grund der Critik und Beurtheilung, genie aber    
  13 der Ausübung. Die Critik ist die Beurtheilung nach allgemeinen Regeln.    
  14 Dieweil diese Regeln sich aber auf den Geschmak gründen müssen, so ist    
  15 ein Mann von Geschmak besser als ein ausgelehrter Critikus. Es giebt    
  16 aber auch eine doctrin der Beurtheilungen, welche auf allgemeinen Grundsatzen    
  17 der Vernunft beruhet, als logic, metaphysic und mathematic.    
         
  18 Der kan mit sich iederzeit sehr wohl zufrieden seyn, dessen Beurtheilung    
  19 nicht mehr zur Vollkommenheit fodert, als er Fähigkeit hat zu leisten.    
  20 Geschmak ohne genie bringt unzufriedenheit mit sich selbst; scharfe critic    
  21 an sich selbst (es ist besonders, daß diese so schweer ist) mit nicht gnugsamen    
  22 fähigkeiten macht, daß man gar nicht oder sehr angstlich und    
  23 peinlich schreibt; dagegen viel genie und wenig Geschmak bringt rohe    
  24 und schatzbare Produkte hervor.    
         
     

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