Kant: AA XI, Briefwechsel 1793 , Seite 459 |
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01 | ich stehe jzt an der Grenze meines 26ten Iahres - voll Enthusiasmus | ||||||
02 | für die Lehren der Weisheit, welche mich aber nirgends befridigt | ||||||
03 | haben, als in den Hallen wo Sie Unterricht ertheilen. Nach manchen | ||||||
04 | Schwürigkeiten befinde ich mich jzt in einer Lage - wo ich ungestörter | ||||||
05 | den Neigungen meines Herzens und den Bedörfnissen meines Verstandes | ||||||
06 | leben kann. Wie glüklich wäre ich wenn ich jzt an der Hand | ||||||
07 | eines erfarnen Rathgebers meine Kräfte so kultiviren könte, daß der | ||||||
08 | Menschheit alle die Früchte aus ihnen entsprössen, welche mein Herz | ||||||
09 | ihr darzubringen so innigst wünscht! | ||||||
10 | Das Studium der Theologie war einst mein LieblingsStudium, | ||||||
11 | und das Fach dem ich vorzüglich meine Kräfte weithe. Auch noch jzt | ||||||
12 | fühl ich innern Ruf zu demselben, welchen Ihr trefliches Werck über | ||||||
13 | d[ie] Religion von neuen belebt hat; ich bin über dem in einer Lage | ||||||
14 | wo ich auf eine ansehnliche Prediger Stelle dem Gesezze nach Anspruch | ||||||
15 | machen kann; aber die Bedingungen nach welchen durch die Religions | ||||||
16 | Commission die Würdigkeit zu einer Volks Lehrer Stelle bestimt wird, | ||||||
17 | scheinen mir den Begriffen der Moral so stracks entgegen zu laufen | ||||||
18 | daß ich nicht weiß wozu ich mich bestimmen soll. - Was soll ich | ||||||
19 | thun? - rathen Sie mir! | ||||||
20 | Verzeihen Sie die Länge des Briefes - und beehren Sie mich | ||||||
21 | wenn irgend Ihre wichtigere Geschäfte es erlauben bald mit einer | ||||||
22 | gütigen Antwort. | ||||||
23 | DHE Profeßor Herz u. HE Friedländer laßen sich gehorsamst | ||||||
24 | empfehlen; so wie ich mit der unbegrenztesten Hochachtung verharre | ||||||
25 | Ew Wohlgeboren | ||||||
26 | Berlin | gehorsamster Diener | |||||
27 | den 19t. 8br 93. | Carl Friedrich Fischer | |||||
28 | Profeßor der Geschichte am | ||||||
29 | Cadetten Corps. | ||||||
599. | |||||||
31 | Von Iohann Friedrich Hartknoch. | ||||||
32 | Riga den 19 8br 1793. | ||||||
33 | Wohlgeborner, | ||||||
34 | Insonders hochgeschätzter Herr! | ||||||
35 | Zufolge der mit Ihnen bey meiner letzten Durchreise getroffenen | ||||||
36 | Verabredung, die Übersetzung Ihrer Werke betreffend, schrieb ich gleich | ||||||
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