Kant: AA XI, Briefwechsel 1792 , Seite 359 |
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| 01 | Da nun seit einiger Zeit das Interesse der Biblischen Theologen | ||||||
| 02 | als solcher zum Staatsinteresse geworden gleichwohl aber auch das | ||||||
| 03 | Interesse der Wissenschaften eben sowohl zum Staatsinteresse gehort | ||||||
| 04 | welches eben dieselben Theologen als Universitätsgelehrte (nicht blos | ||||||
| 05 | als Geistliche) nicht zu verabsäumen und einer der Facultäten z. B. | ||||||
| 06 | der philosophischen zum vermeynten Vortheil der anderen zu verengen | ||||||
| 07 | sondern vielmehr jeder sich zu erweitern befugt und verbunden sind | ||||||
| 08 | so ist einleuchtend daß wenn ausgemacht ist eine Schrift [gehöre] zur | ||||||
| 09 | Biblischen Theologie die zur Censur derselben Bevollmächtigte Kommission | ||||||
| 10 | über sie das Erkentnis habe ist wenn das aber noch nicht ausgemacht | ||||||
| 11 | sondern noch einem Zweifel unterworfen ist diejenige Facultät, | ||||||
| 12 | auf einer Universität (welche diesen Nahmen darum führt weil sie | ||||||
| 13 | auch darauf sehen muß daß eine Wissenschaft nicht zum Nachtheil der | ||||||
| 14 | andern ihr Gebiet erweitere) für die das Biblische Fach gehört allein | ||||||
| 15 | das Erkentnis habe ob eine Schrift in das ihr anvertraute Geschäfte | ||||||
| 16 | Eingriffe thue oder nicht und im letzteren Fall wenn sie keinen Grund | ||||||
| 17 | findet Anspruch darauf zu machen die Censur derselben derjenigen | ||||||
| 18 | Facultät anheim fallen müsse für die sie sich selbst angekündigt hat. | ||||||
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| 20 | Von Iacob Sigismund Beck. | ||||||
| 21 | Halle den 8ten September 1792. | ||||||
| 22 | Theuerster Herr Professor, | ||||||
| 23 | Sie haben mir erlaubt Ihnen mein Manuscript zu schicken und | ||||||
| 24 | ich benutze hiemit dieses gütige Anbieten. Da ich es mit Sorgfalt | ||||||
| 25 | aufgesetzt und kein Nachdenken in dieser Arbeit mir erspahrt habe, so | ||||||
| 26 | giebt mir dieses einigen Muth dieselbe Ihnen vorzulegen. Was die | ||||||
| 27 | Schwierigkeiten betrift, die mich bisweilen quälten, und die ich zum | ||||||
| 28 | Theil Ihnen vorgelegt habe, so habe ich grossentheils und nach und | ||||||
| 29 | nach aus eigenem fundo sie mir selbst gehoben. Daß der grade Gang | ||||||
| 30 | auch in Wissenschaften der beßte ist, erfahre ich täglich, indem jedesmahl | ||||||
| 31 | , daß ich mich überredete, auch in der Critick was eingesehen zu | ||||||
| 32 | haben, das ich doch nicht hatte, ich mich nur vom Ziel auf längere | ||||||
| 33 | Zeit entfernt habe. Der Auszug aus der Critick der reinen Vernunft | ||||||
| 34 | geht in diesen Heften bis zur transcendentalen Dialectick. Ich habe | ||||||
| 35 | ihn schon einmahl ganz fertig gehabt; aber der Fortschritt in diesem | ||||||
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