Kant: AA II, Träume eines Geistersehers, ... , Seite 327

     
           
 

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  01 und Leibnizens scherzhafter Einfall, nach welchem wir vielleicht im Kaffee      
  02 Atomen verschluckten, woraus Menschenleben werden sollen, wäre nicht      
  03 mehr ein Gedanke zum Lachen. Würde aber auf solchen Fall dieses denkende      
  04 Ich nicht dem gemeinen Schicksale materieller Naturen unterworfen      
  05 sein, und, wie es durch den Zufall aus dem Chaos aller Elemente gezogen      
  06 worden, um eine thierische Maschine zu beleben, warum sollte es, nachdem      
  07 diese zufällige Vereinigung aufgehört hat, nicht auch künftig dahin wiederum      
  08 zurückkehren? Es ist bisweilen nöthig den Denker, der auf unrechtem      
  09 Wege ist, durch die Folgen zu erschrecken, damit er aufmerksamer      
  10 auf die Grundsätze werde, durch welche er sich gleichsam träumend hat      
  11 fortführen lassen.      
           
  12 Ich gestehe, daß ich sehr geneigt sei das Dasein immaterieller Naturen      
  13 in der Welt zu behaupten und meine Seele selbst in die Klasse dieser      
  14 Wesen zu versetzen.*) Alsdann aber, wie geheimnißvoll wird nicht die      
  15 Gemeinschaft zwischen einem Geiste und einem Körper? Aber wie natürlich      
  16 ist nicht zugleich diese Unbegreiflichkeit, da unsere Begriffe äußerer      
  17 Handlungen von denen der Materie abgezogen worden und jederzeit mit      
  18 den Bedingungen des Druckes oder Stoßes verbunden sind, die hier nicht      
  19 statt finden? Denn wie sollte wohl eine immaterielle Substanz der Materie      
  20 im Wege liegen, damit diese in ihrer Bewegung auf einen Geist      
  21 stoße, und wie können körperliche Dinge Wirkungen auf ein fremdes      
  22 Wesen ausüben, das ihnen nicht Undurchdringlichkeit entgegen stellt, oder      
           
    *) Der Grund hievon, der mir selbst sehr dunkel ist und wahrscheinlicher Weise auch wohl so bleiben wird, trifft zugleich auf das empfindende Wesen in den Thieren. Was in der Welt ein Principium des Lebens enthält, scheint immaterieller Natur zu sein. Denn alles Leben beruht auf dem inneren Vermögen, sich selbst nach Willkür zu bestimmen. Da hingegen das wesentliche Merkmal der Materie in der Erfüllung des Raumes durch eine nothwendige Kraft besteht, die durch äußere Gegenwirkung beschränkt ist; daher der Zustand alles dessen, was materiell ist, äußerlich abhängend und gezwungen ist, diejenigen Naturen aber, die selbst thätig und aus ihrer innern Kraft wirksam den Grund des Lebens enthalten sollen, kurz diejenige, deren eigene Willkür sich von selber zu bestimmen und zu verändern vermögend ist, schwerlich materieller Natur sein können. Man kann vernünftiger Weise nicht verlangen, daß eine so unbekannte Art Wesen, die man mehrentheils nur hypothetisch erkennt, in den Abtheilungen ihrer verschiedenen Gattungen sollte begriffen werden; zum wenigsten sind diejenige immateriellen Wesen, die den Grund des thierischen Lebens enthalten, von denjenigen unterschieden, die in ihrer Selbstthätigkeit Vernunft begreifen und Geister genannt werden.      
           
     

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