Kant: AA II, Träume eines Geistersehers, ... , Seite 323 |
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Text (Kant):
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01 | kann ich freilich eine Thätigkeit derselben, welche keine Analogie mit | ||||||
02 | meinen Erfahrungsvorstellungen hat, gar nicht in concreto denken, und | ||||||
03 | indem ich ihnen die Eigenschaft nehme, den Raum, in dem sie wirken, zu | ||||||
04 | erfüllen, so steht mir ein Begriff ab, wodurch mir sonst die Dinge denklich | ||||||
05 | sind, welche in meine Sinne fallen, und es muß daraus nothwendig | ||||||
06 | eine Art von Undenklichkeit entspringen. Allein diese kann darum nicht | ||||||
07 | als eine erkannte Unmöglichkeit angesehen werden, eben darum weil das | ||||||
08 | Gegentheil seiner Möglichkeit nach gleichfalls uneingesehen bleiben wird, | ||||||
09 | obzwar dessen Wirklichkeit in die Sinne fällt. | ||||||
10 | Man kann demnach die Möglichkeit immaterieller Wesen annehmen | ||||||
11 | ohne Besorgniß widerlegt zu werden, wiewohl auch ohne Hoffnung, diese | ||||||
12 | Möglichkeit durch Vernunftgründe beweisen zu können. Solche geistige | ||||||
13 | Naturen würden im Raume gegenwärtig sein, so daß derselbe dem ungeachtet | ||||||
14 | für körperliche Wesen immer durchdringlich bliebe, weil ihre Gegenwart | ||||||
15 | wohl eine Wirksamkeit im Raume, aber nicht dessen Erfüllung, | ||||||
16 | d. i. einen Widerstand, als den Grund der Solidität enthielte. Nimmt | ||||||
17 | man nun eine solche einfache geistige Substanz an, so würde man unbeschadet | ||||||
18 | ihrer Untheilbarkeit sagen können: daß der Ort ihrer unmittelbaren | ||||||
19 | Gegenwart nicht ein Punkt, sondern selbst ein Raum sei. Denn | ||||||
20 | um die Analogie um Hülfe zu rufen, so müssen nothwendig selbst die einfachen | ||||||
21 | Elemente der Körper ein jegliches ein Räumchen in dem Körper | ||||||
22 | erfüllen, der ein proportionirter Theil seiner ganzen Ausdehnung ist, weil | ||||||
23 | Punkte gar nicht Theile, sondern Grenzen des Raumes sind. Da diese | ||||||
24 | Erfüllung des Raumes vermittelst einer wirksamen Kraft (der Zurückstoßung) | ||||||
25 | geschieht und also nur einen Umfang der größeren Thätigkeit, | ||||||
26 | nicht aber eine Vielheit der Bestandtheile des wirksamen Subjects anzeigt, | ||||||
27 | so widerstreitet sie gar nicht der einfachen Natur desselben, obgleich freilich | ||||||
28 | die Möglichkeit hievon nicht weiter kann deutlich gemacht werden, welches | ||||||
29 | niemals bei den ersten Verhältnissen der Ursachen und Wirkungen angeht. | ||||||
30 | Eben so wird mir zum wenigsten keine erweisliche Unmöglichkeit entgegen | ||||||
31 | stehen, obschon die Sache selbst unbegreiflich bleibt, wenn ich behaupte: | ||||||
32 | daß eine geistige Substanz, ob sie gleich einfach ist, dennoch einen Raum | ||||||
33 | einnehme (d. i. in ihm unmittelbar thätig sein könne), ohne ihn zu erfüllen | ||||||
34 | (d. i. materiellen Substanzen darin Widerstand zu leisten). Auch | ||||||
35 | würde eine solche immaterielle Substanz nicht ausgedehnt genannt werden | ||||||
36 | müssen, so wenig wie es die Einheiten der Materie sind; denn nur dasjenige, | ||||||
37 | was abgesondert von allem und für sich allein existirend einen | ||||||
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