Kant: AA II, Der einzig mögliche ... , Seite 103 |
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| 01 | womit sie durch das Winden an einander gepreßt sind, gemäße Reibung | ||||||
| 02 | sie zurück hielte. | ||||||
| 03 | Ich führe hier darum so wenig geachtete und gemeine Folgen aus | ||||||
| 04 | den einfältigsten und allgemeinsten Naturgesetzen an, damit man daraus | ||||||
| 05 | sowohl die große und unendlich weit ausgebreitete Zusammenstimmung, | ||||||
| 06 | die die Wesen der Dinge überhaupt untereinander haben, und die große | ||||||
| 07 | Folgen, die derselben beizumessen sind, auch in den Fällen abnehme, wo | ||||||
| 08 | man nicht geschickt genug ist, manche Naturordnung bis auf solche einfältige | ||||||
| 09 | und allgemeine Gründe zurück zu führen, als auch damit man das | ||||||
| 10 | Widersinnige empfinde, was darin liegt, wenn man bei dergleichen Übereinstimmungen | ||||||
| 11 | die Weisheit Gottes als den besondern Grund derselben | ||||||
| 12 | nennt. Daß Dinge da sind, die so viel schöne Beziehung haben, ist der | ||||||
| 13 | weisen Wahl desjenigen, der sie um dieser Harmonie willen hervorbrachte, | ||||||
| 14 | beizumessen, daß aber ein jedes derselben eine so ausgebreitete Schicklichkeit | ||||||
| 15 | zu vielfältiger Übereinstimmung durch einfache Gründe enthielte, und | ||||||
| 16 | dadurch eine bewundernswürdige Einheit im Ganzen konnte erhalten | ||||||
| 17 | werden, liegt selbst in der Möglichkeit der Dinge, und da hier das Zufällige, | ||||||
| 18 | was bei jeder Wahl voraus gesetzt werden muß, verschwindet, so | ||||||
| 19 | kann der Grund dieser Einheit zwar in einem weisen Wesen, aber nicht | ||||||
| 20 | vermittelst seiner Weisheit gesucht werden. | ||||||
| 21 | Dritte Betrachtung. |
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| 22 | Von der Abhängigkeit der Dinge der Welt von Gott vermittelst |
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| 23 | der Ordnung der Natur, oder ohne dieselbe. |
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| 24 | 1. |
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| 25 | Eintheilung der Weltbegebenheiten, in so fern sie unter der |
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| 26 | Ordnung der Natur stehen oder nicht. |
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| 27 | Es steht etwas unter der Ordnung der Natur, in so fern sein Dasein | ||||||
| 28 | oder seine Veränderung in den Kräften der Natur zureichend gegründet | ||||||
| 29 | ist. Hiezu wird erfordert erstlich, daß die Kraft der Natur davon die | ||||||
| 30 | wirkende Ursache sei; zweitens, daß die Art, wie sie auf die Hervorbringung | ||||||
| 31 | dieser Wirkung gerichtet ist, selbst in einer Regel der natürlichen Wirkungsgesetze | ||||||
| 32 | hinreichend gegründet sei. Dergleichen Begebenheiten heißen auch | ||||||
| 33 | schlechthin natürliche Weltbegebenheiten. Dagegen wo dieses nicht ist, so | ||||||
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