Kant: Briefwechsel, Brief 331, Von Friedrich Victor Lebrecht Plessing. |
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Von Friedrich Victor Lebrecht Plessing. | |||||||
24. Iuli 1788. | |||||||
Wohlgeborner Hochgelahrter Herr | |||||||
Hochzuehrender Herr Professor. | |||||||
Ein Mutterschwestersohn von mir, Nahmens von Gadenstedt | |||||||
der ein Dragonerofficier ist, und 2 Meilen von Königsberg auf Grasung | |||||||
liegt, hat die Ehre Ew Wohlgeb. gegenwärtigen Brief zu übergeben. | |||||||
Wie lange habe ich mir nicht einige Nachricht von Ihnen gewünscht: | |||||||
ich glaubte diesen Wunsch erfüllt zu sehn, da ich Ew. Wohlgeb. zu | |||||||
Ende des Iahrs 1786 den ersten Band meines Memnonium überschikt | |||||||
hatte. Allein ich erhielt keine Antwort. Sollten Sie mich schon vergeßen | |||||||
haben, oder ist etwa mein Buch nicht richtig in Ihre Hände gekommen? | |||||||
Gegenwärtig bitte ich Ew Wohlgeb. wegen der bewußten Schuld | |||||||
noch etwas in Geduld zu stehn, die ich Ihnen von Duisburg aus mit | |||||||
dem herzlichsten Dank abtragen werde; spätestens zukünftige Ostermeße. | |||||||
Die Einrichtung bei dem Antritt meines neuen Amts, und die Anschaffung | |||||||
einer Büchersammlung, deren ich benöthigt war, hat mir große Summen | |||||||
gekostet. Vermuthlich wird es Ew Wohlgeb. bekannt seyn, daß ich | |||||||
vom Könige zum ordentlichen Profeßor der Philosophie in Duisburg | |||||||
ernannt worden bin. Krankheit und Augenübel hat mich verhindert, | |||||||
mein Amt vorige Ostern anzutreten. Nunmehr aber werde ich innerhalb | |||||||
14 Tagen von hier abreisen. Sollte Ew Wohlgeb. mein litterarisches | |||||||
Leben einigermassen intreßiren, so melde ich, daß künftige | |||||||
Michael ein neues Werk von mir über die metaphysische Philosophie | |||||||
der Alten - das als eine Fortsezzung des Memnonium angesehn | |||||||
werden kann - herauskommen wird. | |||||||
Freuen werde ich mich, angenehme Nachrichten von Dero Wohlbefinden | |||||||
zu hören: ich hoffe wenigstens einige Zeilen auf diesen Brief | |||||||
von Ihnen in Duisburg zu erhalten. - Was ich Ew Wohlgeb. im | |||||||
Sommer des Iahrs 1783 schrieb, und was Ihnen damahls nicht recht | |||||||
glaublich vorkam, ist nunmehr zum Theil eingetroffen. Leben Sie | |||||||
wohl und glüklich. Glauben Sie, daß ich nie aufhören werde, mit | |||||||
innigstem Herzen an Sie zu denken. Ich wiederhole Ihnen Heute, | |||||||
so wie immer, meinen wärmsten Dank für Ihre ehemalige Theilnehmung, | |||||||
die ich niemahls vergeßen werde. Ich emphele mich Ihrem | |||||||
fernern Andenken, und bin mit größter Hochachtung | |||||||
Ew Wohlgeb. | |||||||
Wernigerode | gehorsamer Diener | ||||||
den 24 Iul. 1788. | Pleßing. | ||||||
[ abgedruckt in : AA X, Seite 543 ] [ Brief 330 ] [ Brief 332 ] [ Gesamtverzeichnis des Briefwechsels ] |