Kant: Briefwechsel, Brief 332, Von Heinrich Friedrich Iaeger. |
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Von Heinrich Friedrich Iaeger. | |||||||
Mitau den 21. August 1788. | |||||||
Wohlgebohrner Herr! | |||||||
hochgeschäzter Gönner u. Freund! | |||||||
Vorgestern ist mein Sohn von hier nach Königsberg abgereyset. | |||||||
Ich habe ihm Kost und logis nicht bestelt. Ein Curlander, Studiosus | |||||||
Mohr, ein guter Mensch, wird ihm in loco dazu behülflich seyn. Auch | |||||||
hab ich ihn an niemand recommendirt. Einen Menschen der selbst | |||||||
nicht will kan keine recommendation von dem bösen abhalten, u. ein | |||||||
guter junger Mensch hat sich bald selbst recommendirt. Auch des | |||||||
laidigen Geldt-credits weegen wolt ich ihn nicht empfehlen. Ubrigens | |||||||
wird er noch viel weniger als ich ein großer Gelehrter werden. Ich | |||||||
selbst will nicht mehr als eine theologiam in nuce von ihm, ohngefehr | |||||||
so wie ein jeder Gelehrter der in der Christenheit wohnt von der Sache | |||||||
Bescheid wißen muß. Wolte aber Gott er fände an so vielem andern | |||||||
mehr wißenswehrtem Geschmack, lernte res et verba wie es dem Redner | |||||||
geziemt, u. bildete sich durch Sitten u. Kentniße aller Art zum | |||||||
ersten Mann in seinem Dorf, zu einem tüchtigen Bauren=Professor | |||||||
für den Sonntag aus! Das ist nun das Ziel meiner Wünsche, quod | |||||||
Deus bene vertat . Ohngern bitt ich Ew: Wohlgebohrn noch mir von | |||||||
meinem Sohn, wenn die Sachen etwa nicht gehen wie sie sollen, eine | |||||||
kleine Anzeige zu machen. Vergeben Sie mir meine Freyheit, denn | |||||||
das ist es ohne compliment. | |||||||
Ich bin mit der schuldigsten vollkommensten Hochachtung | |||||||
Euer Wohlgebohrn | |||||||
gehorsamer Diener | |||||||
Jaeger. | |||||||
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