Kant: Briefwechsel, Brief 324, Von Friedrich Gottlob Born. |
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Von Friedrich Gottlob Born. | |||||||
16. April 1788. | |||||||
Wohlgebohrner Herr, | |||||||
Hochgeehrtester Herr Profeßor! | |||||||
Etwa drey oder vier Wochen nach der Michaelismeße des abgewiechenen | |||||||
Iahres gab ich mir die Ehre Ew. Wohlgeb. durch des Herrn | |||||||
Buchhändler Fritschens Einschluß an Herrn Hartung mein Schriftchen | |||||||
de scientia et conjectura zu übersenden, mit ergebenster Bitte, mir | |||||||
Dero strenges Urtheil darüber gütigst zu eröffnen. Da ich seitdem | |||||||
von Ew. Wohlgeb. keine Antwort erhalten, so muß ich besorgen, da | |||||||
mein Brief nebst dem Buche wohl gar verloren gegangen, oder doch | |||||||
nicht abgegeben worden sey. Ich bin also hierdurch so frey, Sie nur | |||||||
um eine Zeile zu bitten, ob Dieselben beydes erhalten haben, damit | |||||||
ich, falls dieß nicht sey, Ihnen durch die iezige Meßgelegenheiten ein | |||||||
anderes Exemplar zuschicken kan. Zu gleich ersuche Ew. Wohlgeb. | |||||||
gehorsamst, die etwannigen Zusätze und Erläuterungen zur Uebersetzung | |||||||
der Kritik der reinen Vernunft mir bald einzusenden. Ich habe noch | |||||||
andere Arbeiten vor der Hand, an die ich nicht eher mich machen kan, | |||||||
biß ich mit Besorgung der Uebersetzung zu Stande gekommen bin. | |||||||
Ew. Wohlgeb. haben, wie Ihnen bereits bekannt seyn wird, an den | |||||||
ehemaligen Profeßor zu Ingolstatt und nunmehrigen Hofrath in Gotha, | |||||||
Herrn Adam Weishaupt, einen neuen Gegner bekommen, deßen Zweifel | |||||||
über die Kantischen Begriffe von Zeit und Raum, Nürnberg 1788. 8. | |||||||
unter allen, was bisher gegen Sie geschrieben worden, nach meinem | |||||||
Bedüncken, das scharfsinnigste Product sind. Dennoch trifft er die | |||||||
Sache nicht; und ich werden binnen izt und Iohannis eine Schrift von | |||||||
acht bis zehn Bogen dagegen ausfliegen laßen, und Ihnen solche gelegentlich | |||||||
zuschicken. Vor einiger Zeit hatte sich hier ein Gerücht verbreitet, | |||||||
als ob Ew. Wohlgeb. ein Lehramt in Halle übernehmen würden. | |||||||
So groß auf meiner Seite die Freude darüber war; so empfindlich | |||||||
war mir es, da ich erfuhr, daß es Täuschung gewesen. - Es ist hier | |||||||
und anderwärts in den Buchläden starcke Nachfrage über Ihre frühern, | |||||||
kleinern Schriften, die sich alle vergriffen haben. Man wünscht allgemein, | |||||||
daß Sie Sich gefallen ließen, dieselben in einer einzigen Sammlung | |||||||
wieder auflegen zu laßen. An Verlegern kan es Ihnen nicht | |||||||
fehlen. Verschiedne hiesige Buchhändler haben gegen mich den Wunsch | |||||||
nach deren Verlag geäußert, wenn Herr Hart[k]noch dazu nicht geneigt | |||||||
seyn möchte. Allein auch Er wird sie gern in Verlag nehmen. Ich | |||||||
erbitte mir über das alles baldige geneigteste Nachricht, der ich mit | |||||||
ungemeßner Hochachtung und Verehrung bin | |||||||
Ew. Wohlgeb. | |||||||
Leipzig | ganz gehorsamer Diener | ||||||
den 16 April. | Friedrich Gottlob Born. | ||||||
1788. | |||||||
[ abgedruckt in : AA X, Seite 534 ] [ Brief 323 ] [ Brief 325 ] [ Gesamtverzeichnis des Briefwechsels ] |