Kant: AA XVIII, Metaphysik Zweiter Theil , Seite 635

     
           
 

Zeile:

 

Text:

 

 

 

 
  01 seyn, d.i. das Gegentheil desselben würde möglich, also das Ding      
  02 zufallig und doch nothwendig seyn, welches sich wiederspricht. — Aber      
  03 aus der andern Art Moglichkeit, auf andere Art bestimmt zu seyn, würde      
  04 nur ein Wiederspruch mit dem Begriffe des Nothwendigen folgen, wenn      
  05 vorausgesetzt wird die Durchgangige Bestimmung müsse aus dem Begriffe folgen      
  06 oder das Nothwendige Daseyn ( welches zugleich die durchgängige Bestimmung enthält)      
  07 sey ein Daseyn welches schon aus dem Begriffe eines Dinges gefolgert werden      
  08 könne. Es ist aber kein solcher Begrif moglich woraus das Daseyn gefolgert werden      
  09 kan ( daher ist auch der Begrif eines nothwendigen Wesens ein blos problematischer      
  10 Begrif) eben dasselbe Wesen auf eine andere Art bestimmbar gedacht      
  11 würde. Denn daß ein nothwendig Wesen auf eine Gewisse Art bestimmt      
  12 ist, ein anderes nothwendige auf eine Andere Art, beweiset nur, daß das      
  13 nothwendige Wesen durch diesen seinen Begrif gar nicht bestimmt sey ist,      
  14 was es sey, denn die Existenz ist keine besondere Bestimmung desselben.      
           
  15 S. II:      
  16
1.
     
           
  17 Zwei parallele Striche, von links unten nach rechts oben Wenn Das allervollkomenste Wesen muß nothwendig (g d.i. ) um      
  18 dieses Begrifs willen existiren; denn existirte es nicht, so würde ihm eine      
  19 Vollkommenheit, nämlich die Existenz, fehlen.      
           
  20
2.
     
           
  21 Zwei parallele Striche, von links unten nach rechts oben Das nothwendige Wesen muß* alle Vollkommenheit enthalten. Denn      
  22 enthielte es sie nicht alle (schon durch seinen Begrif), so würde es durch      
  23 diesen Begrif in Ansehung einer oder anderer Prädicate unbestimmt, mithin,      
  24 daß es (g als ) ein als solches und nicht (g als ) ein anderes ist, zufallig,      
  25 d.i. es würde nicht nothwendig seyn.      
           
  26 *(g durch diesen Begrif schon als das Vollkommenste erkannt      
  27 werden; S. III: denn wäre es nicht als Wesen überhaupt durch alle Realität      
  28 determinirt, so wäre es in An sondern auch nur in Ansehung einer undeterminirt,      
  29 so würde es seyn Gegentheil, so wie es ist, sein Gegentheil      
  30 möglich, es also auch nicht nothwendig seyn. Das folgt aber nicht, denn      
  31 es würde ein nothwendiges Wesen mit a und auch eins mit non a moglich      
  32 seyn; d.i. nicht das Gegentheil der Existenz dieses Wesens, sondern      
  33 der Prädicate desselben unbeschadet der Existenz des Subjects wäre      
  34 möglich. — Im Cartesianischen Beweise machte man die Existenz zum      
     

[ Seite 634 ] [ Seite 636 ] [ Inhaltsverzeichnis ]