Kant: AA X, Briefwechsel 1786 , Seite 440 |
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01 | wohlgeartet, und beyde nicht ohne Fähigkeit das etwa noch versäumte | ||||||
02 | durch eigenen Fleiß und akademischen Unterricht nachzuhohlen. | ||||||
03 | Ew. Wohlgeborne verzeihen mir mein langes Schreiben, und | ||||||
04 | nehmen die Versicherung für gewiß an, daß ich in der Folge nie ein | ||||||
05 | Fürbitter für Unwißenheit weder bey Ew. Wohlgeboren, noch bey | ||||||
06 | irgend einem anderen akademischen Lehrer seyn werde; ich fühle das | ||||||
07 | unangenehme derselben schon für diesmahl zu sehr, da ich es gegen | ||||||
08 | einen Mann thue, in den ich eben so sehr mein Vertrauen setze, als ich | ||||||
09 | denselben mit aller der Hochachtung ehre, die ihm so gerechter Weise | ||||||
10 | gebührt | ||||||
11 | Ew. Wohlgeboren | ||||||
12 | ganz ergebenster Diener | ||||||
13 | Wannowski | ||||||
14 | den 31 März 86. | ||||||
266. | |||||||
16 | An Iohann Bering. | ||||||
17 | 7. April 1786. | ||||||
18 | Ew: Wohlg. tiefgedachte und hell ausgeführte Dissertation ist | ||||||
19 | mir, nebst beyden gütigen an mich abgelassenen Briefen, ein sehr angenehmes | ||||||
20 | Geschenk gewesen. Den erstern zu beantworten, verzog es | ||||||
21 | sich so lange, bis, da ich endlich fand, daß keine der Nachschriften | ||||||
22 | meiner Vorlesungen Ihnen ein Genüge thun könnte, die Zeit zur Beantwortung | ||||||
23 | mir zu spät schien, und die letztere gütige Zuschrift empfieng | ||||||
24 | ich in einer Verwickelung unter so mancherlei Geschäften, daß ich wegen | ||||||
25 | meiner Verzögerung Verzeihung hoffe. | ||||||
26 | Es ist Schade, daß die Dissertation, die so viel Gründliches enthält, | ||||||
27 | und zugleich so stark ist, nicht, wie sie es wohl verdiente, auf die | ||||||
28 | Messe gekommen ist, um bekannter zu werden. Herr Tiedemann hat | ||||||
29 | in seinen vermeintlichen Widerlegungen so wenig Begrif von der vorliegenden | ||||||
30 | Frage, so wenig Einsicht in die Principien, worauf ihre | ||||||
31 | Entscheidung ankömmt, und, wenn ich sagen soll, so wenig Geschick zu | ||||||
32 | reinen philosophischen Untersuchungen gewiesen, und Ihre Ueberlegenheit | ||||||
33 | in allen diesen Stücken zeigt sich in Ihrer Schrift so entschieden, | ||||||
34 | daß ich glaube, er werde von fernern Versuchen ähnlicher Art abstehen. | ||||||
35 | Dagegen hoffe ich mit Vergnügen und Vertrauen, dieses Beyspiel, | ||||||
36 | welches E. W. gegeben haben, werde nach und nach die Nachforschung | ||||||
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