Kant: AA X, Briefwechsel 1786 , Seite 439

     
           
 

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Text (Kant):

 

 

 

 
    264a.      
  02 An Stephan Wannowski.      
           
  03 Vor d. 31. März 1786.      
           
  04 Erwähnt 265.      
           
           
    265.      
  06 Von Stephan Wannowski.      
           
  07 31. März 1786.      
           
  08 Ew. Wohlgeboren gütiges Billet an mich sehe ich mit dem schuldigsten      
  09 Dank für ein besonderes Zeichen Dero Wohlgewogenheit gegen      
  10 mich an, die mir so schätzbar ist. Ich kenne die Schwäche der beyden      
  11 von Ew. Wohlgeboren tentirten iungen Leute in Ansehung der Latinität      
  12 zu wohl, als daß ich solche zu beschönigen suchen sollte. Aber      
  13 da es mit ihnen schon so weit gekommen ist, daß wenn sie gänzlich      
  14 abgewiesen würden, ein Schimpf auf ihnen, und vielleicht auch auf der      
  15 Schule, aus der sie kommen, haften würde, so nehme ich das gütige      
  16 Anerbieten Ew. Wohlgeboren sie zur Akademie zuzulaßen mit desto      
  17 größerer Dankbarkeit an, weil solches mich aus einer großen Verlegenheit      
  18 reißen wird, in die ich sonst in Ansehung der Aeltern der      
  19 beyden iungen Leute kommen würde, denen ich die Dimission ihrer      
  20 Söhne auf Ostern habe versprechen müßen.      
           
  21 Dürfte ich wohl also Ew. Wohlgeboren die Beschwerde anmuthen,      
  22 diese iungen Leute noch einmahl zu tentiren. Ich habe ihnen aufgegeben      
  23 die zwey Plinianischen Briefe durchzulesen, die Ew. Wohlgeboren      
  24 hatten exponiren laßen. Vielleicht wird es nun beßer gehen, und Ew.      
  25 Wohlgeboren wenigstens in so fern zufriedener seyn, daß sie solche      
  26 wenn nicht unvorbereitet, doch wenigstens nach der Präparation zu      
  27 verstehen im Stande sind. Sie entschuldigten sich gegen mich mit      
  28 Schüchternheit, die sie befallen hätte, welche ich ihnen gänzlich auszureden      
  29 mir Mühe gegeben habe. Sie werden morgen nach zehn Uhr      
  30 die Ehre haben sich zu stellen. Auch noch eine Bitte, die sie an mich      
  31 thaten, erdreiste ich mich vor Ew. Wohlgeboren zu bringen. Eine      
  32 gerechte Beschämung, die sie schon erfahren haben, macht sie besorgt      
  33 noch einer größeren ausgesetzt zu werden, wenn sie etwa in Gegenwart      
  34 anderer iungen Leute sollten examinirt werden. Und daß dies nicht      
  35 geschehen möchte, ist meine ganz ergebenste Bitte. Beschämung ist      
  36 doch schon der Anfang zur Beßerung. Diese iungen Leute sind sonst      
           
     

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