Kant: AA V, Kritik der Urtheilskraft ... , Seite 431 |
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01 | Zwecks, wozu die Natur ihn in ihrer Anlage bestimmt zu haben scheint, | ||||||
02 | indem er sich selbst dazu macht; aber doch auch Mittel zur Erhaltung der | ||||||
03 | Zweckmäßigkeit im Mechanism der übrigen Glieder. Als das einzige | ||||||
04 | Wesen auf Erden, welches Verstand, mithin ein Vermögen hat, sich selbst | ||||||
05 | willkürlich Zwecke zu setzen, ist er zwar betitelter Herr der Natur und, | ||||||
06 | wenn man diese als ein teleologisches System ansieht, seiner Bestimmung | ||||||
07 | nach der letzte Zweck der Natur; aber immer nur bedingt, nämlich daß er | ||||||
08 | es verstehe und den Willen habe, dieser und ihm selbst eine solche Zweckbeziehung | ||||||
09 | zu geben, die unabhängig von der Natur sich selbst genug, | ||||||
10 | mithin Endzweck sein könne, der aber in der Natur gar nicht gesucht | ||||||
11 | werden muß. | ||||||
12 | Um aber auszufinden, worein wir am Menschen wenigstens jenen | ||||||
13 | letzten Zweck der Natur zu setzen haben, müssen wir dasjenige, was die | ||||||
14 | Natur zu leisten vermag, um ihn zu dem vorzubereiten, was er selbst thun | ||||||
15 | muß, um Endzweck zu sein, heraussuchen und es von allen den Zwecken | ||||||
16 | absondern, deren Möglichkeit auf Bedingungen beruht, die man allein | ||||||
17 | von der Natur erwarten darf. Von der letztern Art ist die Glückseligkeit | ||||||
18 | auf Erden, worunter der Inbegriff aller durch die Natur außer und in | ||||||
19 | dem Menschen möglichen Zwecke desselben verstanden wird; das ist die | ||||||
20 | Materie aller seiner Zwecke auf Erden, die, wenn er sie zu seinem ganzen | ||||||
21 | Zwecke macht, ihn unfähig macht, seiner eigenen Existenz einen Endzweck | ||||||
22 | zu setzen und dazu zusammen zu stimmen. Es bleibt also von allen seinen | ||||||
23 | Zwecken in der Natur nur die formale, subjective Bedingung, nämlich | ||||||
24 | der Tauglichkeit: sich selbst überhaupt Zwecke zu setzen und (unabhängig | ||||||
25 | von der Natur in seiner Zweckbestimmung) die Natur den Maximen seiner | ||||||
26 | freien Zwecke überhaupt angemessen als Mittel zu gebrauchen, übrig, was | ||||||
27 | die Natur in Absicht auf den Endzweck, der außer ihr liegt, ausrichten und | ||||||
28 | welches also als ihr letzter Zweck angesehen werden kann. Die Hervorbringung | ||||||
29 | der Tauglichkeit eines vernünftigen Wesens zu beliebigen | ||||||
30 | Zwecken überhaupt (folglich in seiner Freiheit) ist die Cultur. Also kann | ||||||
31 | nur die Cultur der letzte Zweck sein, den man der Natur in Ansehung der | ||||||
32 | Menschengattung beizulegen Ursache hat (nicht seine eigene Glückseligkeit | ||||||
33 | auf Erden, oder wohl gar bloß das vornehmste Werkzeug zu sein, Ordnung | ||||||
34 | und Einhelligkeit in der vernunftlosen Natur außer ihm zu stiften). | ||||||
35 | Aber nicht jede Cultur ist zu diesem letzten Zwecke der Natur hinlänglich. | ||||||
36 | Die der Geschicklichkeit ist freilich die vornehmste subjective | ||||||
37 | Bedingung der Tauglichkeit zur Beförderung der Zwecke überhaupt; aber | ||||||
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