Kant: AA V, Kritik der Urtheilskraft ... , Seite 421 |
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Text (Kant):
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| 01 | dem Verstande einer hervorbringenden Ursache als einfacher Substanz | ||||||
| 02 | gesetzt wird, jene Frage, sofern sie teleologisch ist, hinreichend beantwortet | ||||||
| 03 | wird, wenn aber die Ursache bloß in der Materie, als einem Aggregat | ||||||
| 04 | vieler Substanzen außer einander, gesucht wird, die Einheit des Princips | ||||||
| 05 | für die innerlich zweckmäßige Form ihrer Bildung gänzlich ermangelt; | ||||||
| 06 | und die Autokratie der Materie in Erzeugungen, welche von unserm | ||||||
| 07 | Verstande nur als Zwecke begriffen werden können, ist ein Wort ohne | ||||||
| 08 | Bedeutung. | ||||||
| 09 | Daher kommt es, daß diejenigen, welche für die objectiv=zweckmäßigen | ||||||
| 10 | Formen der Materie einen obersten Grund der Möglichkeit derselben | ||||||
| 11 | suchen, ohne ihm eben einen Verstand zuzugestehen, das Weltganze doch | ||||||
| 12 | gern zu einer einigen, allbefassenden Substanz (Pantheism), oder (welches | ||||||
| 13 | nur eine bestimmtere Erklärung des vorigen ist) zu einem Inbegriffe | ||||||
| 14 | vieler einer einigen einfachen Substanz inhärirenden Bestimmungen | ||||||
| 15 | (Spinozism) machen, bloß um jene Bedingung aller Zweckmäßigkeit, die | ||||||
| 16 | Einheit des Grundes, heraus zu bekommen; wobei sie zwar einer Bedingung | ||||||
| 17 | der Aufgabe, nämlich der Einheit in der Zweckbeziehung, vermittelst | ||||||
| 18 | des bloß ontologischen Begriffs einer einfachen Substanz ein Genüge | ||||||
| 19 | thun, aber für die andere Bedingung, nämlich das Verhältniß | ||||||
| 20 | derselben zu ihrer Folge als Zweck, wodurch jener ontologische Grund | ||||||
| 21 | für die Frage näher bestimmt werden soll, nichts anführen, mithin die | ||||||
| 22 | ganze Frage keinesweges beantworten. Auch bleibt sie schlechterdings | ||||||
| 23 | unbeantwortlich (für unsere Vernunft), wenn wir jenen Urgrund der | ||||||
| 24 | Dinge nicht als einfache Substanz und dieser ihre Eigenschaft zu der | ||||||
| 25 | specifischen Beschaffenheit der auf sie sich gründenden Naturformen, | ||||||
| 26 | nämlich der Zweckeinheit, nicht als die einer intelligenten Substanz, das | ||||||
| 27 | Verhältniß aber derselben zu den letzteren (wegen der Zufälligkeit, die wir | ||||||
| 28 | an allem finden, was wir uns nur als Zweck möglich denken) nicht als | ||||||
| 29 | das Verhältniß einer Causalität uns vorstellen. | ||||||
| 30 | § 81. |
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| 31 | Von der Beigesellung des Mechanismus zum teleologischen |
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| 32 | Princip in der Erklärung eines Naturzwecks als |
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| 33 | Naturproducts. |
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| 34 | Gleich wie der Mechanism der Natur nach dem vorhergehenden | ||||||
| 35 | allein nicht zulangen kann, um sich die Möglichkeit eines organisirten | ||||||
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