Kant: AA V, Kritik der Urtheilskraft ... , Seite 420 |
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01 | aber hat er den Erklärungsgrund nur weiter aufgeschoben und kann sich | ||||||
02 | nicht anmaßen, die Erzeugung jener zwei Reiche von der Bedingung der | ||||||
03 | Endursachen unabhängig gemacht zu haben. | ||||||
04 | Selbst, was die Veränderung betrifft, welcher gewisse Individuen der | ||||||
05 | organisirten Gattungen zufälligerweise unterworfen werden, wenn man | ||||||
06 | findet, daß ihr so abgeänderter Charakter erblich und in die Zeugungskraft | ||||||
07 | aufgenommen wird, so kann sie nicht füglich anders denn als gelegentliche | ||||||
08 | Entwickelung einer in der Species ursprünglich vorhandenen | ||||||
09 | zweckmäßigen Anlage zur Selbsterhaltung der Art beurtheilt werden: | ||||||
10 | weil das Zeugen seines gleichen bei der durchgängigen innern Zweckmäßigkeit | ||||||
11 | eines organisirten Wesens mit der Bedingung nichts in die | ||||||
12 | Zeugungskraft aufzunehmen, was nicht auch in einem solchen System | ||||||
13 | von Zwecken zu einer der unentwickelten ursprünglichen Anlagen gehört, | ||||||
14 | so nahe verbunden ist. Denn wenn man von diesem Princip abgeht, so | ||||||
15 | kann man mit Sicherheit nicht wissen, ob nicht mehrere Stücke der jetzt | ||||||
16 | an einer Species anzutreffenden Form eben so zufälligen zwecklosen Ursprungs | ||||||
17 | sein mögen; und das Princip der Teleologie: in einem organisirten | ||||||
18 | Wesen nichts von dem, was sich in der Fortpflanzung desselben | ||||||
19 | erhält, als unzweckmäßig zu beurtheilen, müßte dadurch in der Anwendung | ||||||
20 | sehr unzuverlässig werden und lediglich für den Urstamm (den wir aber | ||||||
21 | nicht mehr kennen) gültig sein. | ||||||
22 | Hume macht wider diejenigen, welche für alle solche Naturzwecke | ||||||
23 | ein teleologisches Princip der Beurtheilung, d. i. einen architektonischen | ||||||
24 | Verstand, anzunehmen nöthig finden, die Einwendung: daß man mit | ||||||
25 | eben dem Rechte fragen könnte, wie denn ein solcher Verstand möglich sei, | ||||||
26 | d. i. wie die mancherlei Vermögen und Eigenschaften, welche die Möglichkeit | ||||||
27 | eines Verstandes, der zugleich ausführende Macht hat, ausmachen, | ||||||
28 | sich so zweckmäßig in einem Wesen haben zusammen finden können. Allein | ||||||
29 | dieser Einwurf ist nichtig. Denn die ganze Schwierigkeit, welche die | ||||||
30 | Frage wegen der ersten Erzeugung eines in sich selbst Zwecke enthaltenden | ||||||
31 | und durch sie allein begreiflichen Dinges umgiebt, beruht auf der Nachfrage | ||||||
32 | nach Einheit des Grundes der Verbindung des Mannigfaltigen | ||||||
33 | außer einander in diesem Producte; da denn, wenn dieser Grund in | ||||||
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