Kant: AA V, Kritik der Urtheilskraft ... , Seite 400

     
           
 

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Text (Kant):

 

 

 

 
  01 uns Menschen nur die eingeschränkte Formel erlaubt: Wir können uns      
  02 die Zweckmäßigkeit, die selbst unserer Erkenntniß der inneren Möglichkeit      
  03 vieler naturdinge zum Grunde gelegt werden muß, gar nicht anders      
  04 denken und begreiflich machen, als indem wir sie und überhaupt die      
  05 Welt uns als ein Product einer verständigen Ursache (eines Gottes) vorstellen.      
           
  07 Wenn nun dieser auf einer unumgänglich nothwendigen Maxime      
  08 unserer Urtheilskraft gegründete Satz allem sowohl speculativen als praktischen      
  09 Gebrauche unserer Vernunft in jeder menschlichen Absicht vollkommen      
  10 genugthuend ist: so möchte ich wohl wissen, was uns dann darunter      
  11 abgehe, daß wir ihn nicht auch für höhere Wesen gültig, nämlich      
  12 aus reinen objectiven Gründen (die leider unser Vermögen übersteigen),      
  13 beweisen können. Es ist nämlich ganz gewiß, daß wir die organisirten      
  14 Wesen und deren innere Möglichkeit nach bloß mechanischen Principien      
  15 der Natur nicht einmal zureichend kennen lernen, viel weniger uns erklären      
  16 können; und zwar so gewiß, daß man dreist sagen kann: es ist für      
  17 Menschen ungereimt, auch nur einen solchen Anschlag zu fassen, oder zu      
  18 hoffen, daß noch etwa dereinst ein Newton aufstehen könne, der auch nur      
  19 die Erzeugung eines Grashalms nach Naturgesetzen, die keine Absicht geordnet      
  20 hat, begreiflich machen werde; sondern man muß diese Einsicht      
  21 den Menschen schlechterdings absprechen. Daß dann aber auch in der      
  22 Natur, wenn wir bis zum Princip derselben in der Specification ihrer      
  23 allgemeinen uns bekannten Gesetze durchdringen könnten, ein hinreichender      
  24 Grund der Möglichkeit organisirten Wesen, ohne ihrer Erzeugung eine      
  25 Absicht unterzulegen (also im bloßen Mechanism derselben), gar nicht      
  26 verborgen liegen könne, das wäre wiederum von uns zu vermessen geurtheilt;      
  27 denn woher wollen wir das wissen? Wahrscheinlichkeiten fallen      
  28 hier gar weg, wo es auf Urtheile der reinen Vernunft ankommt. - Also      
  29 können wir über den Satz: ob ein nach Absichten handelndes Wesen als      
  30 Weltursache (mithin als Urheber) dem, was wir mit Recht Naturzwecke      
  31 nennen, zum Grunde liege, objectiv gar nicht, weder bejahend noch verneinend,      
  32 urtheilen; nur so viel ist sicher, daß, wenn wir doch wenigstens      
  33 nach dem, was uns einzusehen durch unsere eigene Natur vergönnt ist      
  34 (nach den Bedingungen und Schranken unserer Vernunft), urtheilen      
  35 sollen, wir schlechterdings nichts anders als ein verständiges Wesen der      
  36 Möglichkeit jener Naturzwecke zum Grunde legen können: welches der      
  37 Maxime unserer reflectirenden Urtheilskraft, folglich einem subjectiven,      
           
     

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