Kant: AA V, Kritik der Urtheilskraft ... , Seite 236

     
           
 

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Text (Kant):

 

 

 

 
  01 der Schönheit beweiset sich darin: daß es keinem Sinnenreiz sich in das      
  02 Wohlgefallen an seinem Objecte zu mischen erlaubt und dennoch ein großes      
  03 Interesse daran nehmen läßt; welches dann beweiset, daß die Beurtheilung      
  04 nach einem solchen Maßstabe niemals rein ästhetisch sein könne, und die      
  05 Beurtheilung nach einem Ideale der Schönheit kein bloßes Urtheil des      
  06 Geschmacks sei.      
           
  07
Aus diesem dritten Momente geschlossene Erklärung
     
  08
des Schönen.
     
           
  09 Schönheit ist Form der Zweckmäßigkeit eines Gegenstandes, sofern      
  10 sie ohne Vorstellung eines Zwecks an ihm wahrgenommen      
  11 wird.*)      
           
  12

Viertes Moment

     
  13

des Geschmacksurtheils nach der Modalität des Wohlgefallens

     
  14

an dem Gegenstande.

     
           
  15

§ 18.

     
  16

Was die Modalität eines Geschmacksurtheils sei.

     
           
  17 Von einer jeden Vorstellung kann ich sagen: wenigstens es sei möglich,      
  18 daß sie (als Erkenntniß) mit einer Lust verbunden sei. Von dem,      
  19 was ich angenehm nenne, sage ich, daß es in mir wirklich Lust bewirke.      
  20 Vom Schönen aber denkt man sich, daß es eine nothwendige Beziehung      
  21 auf das Wohlgefallen habe. Diese Nothwendigkeit nun ist von besonderer      
  22 Art: nicht eine theoretische objective Nothwendigkeit, wo a priori      
           
    *)Man könnte wider diese Erklärung als Instanz anführen: daß es Dinge giebt, an denen man eine zweckmäßige Form sieht, ohne an ihnen einen Zweck zu erkennen; z. B. die öfter aus alten Grabhügeln gezogenen, mit einem Loche als zu einem Hefte versehenen steinernen Geräthe, die, ob sie zwar in ihrer Gestalt eine Zweckmäßigkeit deutlich verrathen, für die man den Zweck nicht kennt, darum gleichwohl nicht für schön erklärt werden. Allein, daß man sie für ein Kunstwerk ansieht, ist schon genug, um gestehen zu müssen, daß man ihre Figur auf irgend eine Absicht und einen bestimmten Zweck bezieht. Daher auch gar kein unmittelbares Wohlgefallen an ihrer Anschauung. Eine Blume hingegen, z. B. eine Tulpe, wird für schön gehalten, weil eine gewisse Zweckmäßigkeit, die so, wie wir sie beurtheilen, auf gar keinen Zweck bezogen wird, in ihrer Wahrnehmung angetroffen wird.      
           
     

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