Kant: AA V, Kritik der praktischen ... , Seite 046 |
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01 | es wolle, es mag nach diesen Maximen der Gesetzgebung einer möglichen | ||||||
02 | Natur eine solche wirklich daraus entspringen, oder nicht, darum bekümmert | ||||||
03 | sich die Kritik, die da untersucht, ob und wie reine Vernunft praktisch, | ||||||
04 | d. i. unmittelbar willenbestimmend, sein könne, gar nicht. | ||||||
05 | In diesem Geschäfte kann sie also ohne Tadel und muß sie von reinen | ||||||
06 | praktischen Gesetzen und deren Wirklichkeit anfangen. Statt der Anschauung | ||||||
07 | aber legt sie denselben den Begriff ihres Daseins in der intelligibelen | ||||||
08 | Welt, nämlich der Freiheit, zum Grunde. Denn dieser bedeutet | ||||||
09 | nichts anders, und jene Gesetze sind nur in Beziehung auf Freiheit des | ||||||
10 | Willens möglich, unter Voraussetzung derselben aber nothwendig, oder | ||||||
11 | umgekehrt, diese ist nothwendig, weil jene Gesetze als praktische Postulate | ||||||
12 | nothwendig sind. Wie nun dieses Bewußtsein der moralischen Gesetze oder, | ||||||
13 | welches einerlei ist, das der Freiheit möglich sei, läßt sich nicht weiter erklären, | ||||||
14 | nur die Zulässigkeit derselben in der theoretischen Kritik gar wohl | ||||||
15 | vertheidigen. | ||||||
16 | Die Exposition des obersten Grundsatzes der praktischen Vernunft | ||||||
17 | ist nun geschehen, d. i. erstlich, was er enthalte, daß er gänzlich a priori | ||||||
18 | und unabhängig von empirischen Principien für sich bestehe, und dann, | ||||||
19 | worin er sich von allen anderen praktischen Grundsätzen unterscheide, gezeigt | ||||||
20 | worden. Mit der Deduction, d. i. der Rechtfertigung seiner objectiven | ||||||
21 | und allgemeinen Gültigkeit und der Einsicht der Möglichkeit eines | ||||||
22 | solchen synthetischen Satzes a priori, darf man nicht so gut fortzukommen | ||||||
23 | hoffen, als es mit den Grundsätzen des reinen theoretischen Verstandes | ||||||
24 | anging. Denn diese bezogen sich auf Gegenstände möglicher Erfahrung, | ||||||
25 | nämlich auf Erscheinungen, und man konnte beweisen, daß nur dadurch, | ||||||
26 | daß diese Erscheinungen nach Maßgabe jener Gesetze unter die Kategorien | ||||||
27 | gebracht werden, diese Erscheinungen als Gegenstände der Erfahrung erkannt | ||||||
28 | werden können, folglich alle mögliche Erfahrung diesen Gesetzen angemessen | ||||||
29 | sein müsse. Einen solchen Gang kann ich aber mit der Deduction | ||||||
30 | des moralischen Gesetzes nicht nehmen. Denn es betrifft nicht das | ||||||
31 | Erkenntniß von der Beschaffenheit der Gegenstände, die der Vernunft irgend | ||||||
32 | wodurch anderwärts gegeben werden mögen, sondern ein Erkenntniß, | ||||||
33 | so fern es der Grund von der Existenz der Gegenstände selbst werden kann | ||||||
34 | und die Vernunft durch dieselbe Causalität in einem vernünftigen Wesen | ||||||
35 | hat, d. i. reine Vernunft, die als ein unmittelbar den Willen bestimmendes | ||||||
36 | Vermögen angesehen werden kann. | ||||||
37 | Nun ist aber alle menschliche Einsicht zu Ende, so bald wir zu Grundkräften | ||||||
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