| Kant: AA XXIII, Vorarbeiten zur Religion innerhalb der ... , Seite 121 | |||||||
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| 01 | Dritte Seite | ||||||
| 02 | Die Rechtschaffenheit die sich nie anders als im Ideal der Heiligkeit | ||||||
| 03 | gnug thut ist die Gottseeligkeit und das Bewustseyn ihr nie genugthun | ||||||
| 04 | zu können die Demuth. Die Rechtschaffenheit aus rein moralischem | ||||||
| 05 | Princip obgleich ohne den Grund derselben in die Pflicht zu setzen ist | ||||||
| 06 | Tugend die aus Pflicht wird Gottseeligkeit genannt nicht als ob ihr | ||||||
| 07 | Begrif aus der Theologie abgeleitet werden müsse sondern weil er auf | ||||||
| 08 | sie wegen der Unvollkommenheit der menschlichen Moralität so ferne | ||||||
| 09 | sie auf die Heiligkeit als seine Richtschnur betrachtet wird einen höheren | ||||||
| 10 | Bestimmungsgrund erfordert. - Seydt heilig etc. | ||||||
| 11 | LBl E 48 R II 183-184 | ||||||
| 12 | *Der Begrif der Tugend als unmittelbarer (objectiver) Abhängigkeit | ||||||
| 13 | der menschlichen freyen Willkühr vom moralischen Gesetz ist weil | ||||||
| 14 | dieses unbedingt gebietet sich selbst gnugsam und von keinem anderen | ||||||
| 15 | Bestimmungsgrunde mithin auch nicht von dem einer gesetzgebenden | ||||||
| 16 | Gottheit abgeleitet; vielmehr ist es umgekehrt. Die letztere Ableitung | ||||||
| 17 | ist nicht die der Existenz eines solchen Wesens aus jenem Begriffe gleich | ||||||
| 18 | als ob die Anerkennung des moralischen Gesetzes nicht möglich wäre wenn | ||||||
| 19 | wir nicht einen moralischen Gesetzgeber außer uns annähmen dessen | ||||||
| 20 | Gebot es sey: sondern die Idee desselben ist nur als unumgängliche Bedingung | ||||||
| 21 | der für unsere Vernunft denkbaren Möglichkeit der Endabsicht | ||||||
| 22 | aller moralischen Bestrebung nämlich die Herbeiführung des höchsten | ||||||
| 23 | Guts uns nothwendig um auf diesen Zweck als außer uns aber nicht gänzlich | ||||||
| 24 | in unserer Gewalt stehend (sondern nur als im Reiche eines guten | ||||||
| 25 | Princips möglich) hinzuwirken. Eine dieser Idee correspondirende und | ||||||
| 26 | nach der Analogie mit unserer (menschlichen) Natur als vernünftiger | ||||||
| 27 | sittlicher Wesen denkbare Substanz außer uns zum Behuf unseres moralischen | ||||||
| 28 | Endzwecks anzunehmen so doch daß diese Begriffe von Substanz, | ||||||
| 29 | Ursache, Absicht u.s.w. die eigentlich nur in Beziehung auf Weltwesen | ||||||
| 30 | für uns Bedeutung haben nur die Vehikeln dieser Analogie seyn durch | ||||||
| 31 | deren Vorstellung eine practische Beziehung unserer Vernunft auf ihren | ||||||
| 32 | Endzweck (das höchste Gut) bewirkt werden soll, an sich aber keine theoretische | ||||||
| 33 | Erkenntnis dieses uns unbegreiflichen Etwas enthält. - Die | ||||||
| 34 | practische Verehrung des moralischen Gesetzes heißt nun Tugend; eine | ||||||
| 35 | eben solche Verehrung jener Idee als personificirten moralischen Gesetzes | ||||||
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