Kant: AA XVI, Einleitung in die Vernunftlehre. [L §. ... , Seite 040 |
|||||||
Zeile:
|
Text:
|
|
|
||||
| 01 | Sprache ist aber Mittheilung der Gedanken. Also wird das Denken | ||||||
| 02 | auch bey allen Menschen an gewisse Regeln gebunden seyn. (g Die er | ||||||
| 03 | auch nicht namhaft machen kan, ob er sie zwar lange befolgt hat. ) | ||||||
| 04 | Einige dieser Regeln des Denkens sind allgemein ohne Unterschied der | ||||||
| 05 | Obiecte, d. i. ohne welche man garnicht denken kan, und diese Regeln sind nothwendig. | ||||||
| 07 | (g Es ist aber nothig, diese Regeln zu kennen, wenn man zum künstlichen | ||||||
| 08 | Denken in de Wissenschaften fortschreiten will; -- im gemeinen | ||||||
| 09 | Leben braucht man nur Übung. Gehen, tanzen, sprechen, reden. ) | ||||||
| 10 | Eine allgemeine Gedankenlehre macht ist es also auch also moglich* , | ||||||
| 11 | und aus ihr folgt auch eine allgemeine Sprachlehre. Grammatica universalis. | ||||||
| 12 | So lehrt man nach der Haupteinrichtung der lateinischen | ||||||
| 13 | Grammatik auch die französische, deutsche Sprache. | ||||||
| 14 | * (s Ob nöthig: ist eine andere Frage. Zum Gemeinen Gebrauch | ||||||
| 15 | des Verstandes wohl nicht, so wenig als das Gehen lernen, wozu Übung | ||||||
| 16 | gnug ist. ) | ||||||
| 17 | Diese Allgemeine Lehre des Denkens ist Logik. Alles Denken geschieht | ||||||
| 18 | durch den Verstand; also Logik ist allgemeine Verstandeslehre. | ||||||
| 19 | (s Wissenschaft der Regeln des Denkens überhaupt. ) | ||||||
| 20 | Wenn sie also über ihr Denken nachdenken wollen, so müssen sie von | ||||||
| 21 | einer Logik den Anfang machen als einer. (s Natürliche Logik ist, die | ||||||
| 22 | durch Gebrauch des Verstandes erworben wird. Logik als Wissenschaft. ) | ||||||
| 23 | * Der Verstand ist das Vermögen der Regeln. Eine allgemeine Verstandeslehre | ||||||
| 24 | trägt also nur die nothwendige Regeln des Denkens vor ohne | ||||||
| 25 | unterschied der obiecte, d. i. der Materie** , worüber gedacht wird, also | ||||||
| 26 | nur die Form des Denkens überhaupt und die Regeln, ohne welche gar | ||||||
| 27 | nicht gedacht werden kan. | ||||||
| 28 | * (s Die Nothwendige Regeln des Verstandes sind allgemeine Regeln, und | ||||||
| 29 | die in allem Betracht allgemeine Regeln des Verstandes sind blos Regeln | ||||||
| 30 | formale Regeln, d. i. Gehen auf kein bestimt obiect. Die allgemeine Regeln | ||||||
| [ Seite 039 ] [ Seite 041 ] [ Inhaltsverzeichnis ] |
|||||||