| Kant: AA X, Briefwechsel 1788 , Seite 542 | |||||||
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| 01 | Oder terminologisch | ||||||
| 02 | Möglichkeit des Gesetzes Unmöglichkeit eines Gesetzes | ||||||
| 03 | (Erlaubte Handlg.) (Nicht zu gebietende | ||||||
| 04 | Handlung) | ||||||
| 05 | Daseyn eines Gesetzes Nichtdaseyn eines Gesetzes | ||||||
| 06 | (Pflicht) (Nichtpflicht) | ||||||
| 07 | Nothwendigkeit eines Gesetzes Zufälligkeit eines Gesetzes | ||||||
| 08 | (unnachlaßliche Pflichten) (verdienstl. Pflichten) | ||||||
| 09 | Unter der Categorie Möglichkeit eines Gesetzes stehn sowohl | ||||||
| 10 | die Handlungen welche wirklich durch ein Gesetz bestimt, als die | ||||||
| 11 | welche unbestimt dadurch sind. Folglich die Erlaubten Handlungen. | ||||||
| 12 | Ich muß es eben sowohl eine erlaubte Handlung nennen, daß ich | ||||||
| 13 | mein Leben erhalte wozu mich ein Gesetz verbindet, als daß ich | ||||||
| 14 | Wein trinke, wozu mich keins verbindet, aber doch in gewissem | ||||||
| 15 | Verstande, z. B. wenn der Wein Arzney wäre, eins verbinden | ||||||
| 16 | könnte. | ||||||
| 17 | Alles was mir unmöglich jemals geboten werden kann ist entweder | ||||||
| 18 | a) durch ein Gesetz gar nicht bestimmt, oder b) schon durch | ||||||
| 19 | ein nothwendiges Gegengesetz bestimmt. Folglich gehören hieher | ||||||
| 20 | a) die physikalisch nothwendigen Handlungen, u. die physikalisch unmöglichen | ||||||
| 21 | überhaupt alle die, welche nicht im Bezirk der Freyheit | ||||||
| 22 | liegen, b) die deren Gegentheil nothwendig geboten ist, oder die nothwendig | ||||||
| 23 | verbotnen. Es kann nie geboten werden sich selbst umzubringen. | ||||||
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| 25 | Der Pflicht steht nicht blos die Pflichtwidrigkeit entgegen, | ||||||
| 26 | sondern wie in der Critik der reinen Vernunft, Daseyn und Nichtseyn | ||||||
| 27 | entgegengesetzt wird, so muß auch hier nur | ||||||
| 28 | Pflicht und NichtPflicht | ||||||
| 29 | einander entgegengesetzt werden. Nicht Pflicht sind 1) alle Handlungen | ||||||
| 30 | die unmöglich sind 2) alle Handlungen die durch kein Gesetz | ||||||
| 31 | bestimt, oder weder geboten noch verboten sind. 3) alle pflichtwidrige | ||||||
| 32 | Handlungen. | ||||||
| 33 | Daß in der Vorrede zur Critik der reinen praktischen Vernunft | ||||||
| 34 | zu den erlaubten Handlungen als ein Beyspiel angeführt wird, was | ||||||
| 35 | einem Redner qua tali erlaubt sey etc. scheint mir eine metabasis eis | ||||||
| 36 | allo genos zu seyn, nemlich in die Regeln der Geschicklichkeit, die | ||||||
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