| Kant: AA X, Briefwechsel 1788 , Seite 541 | |||||||
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| 01 | Iahr und Tag des unaussprechlichen Vergnügens beraubt Ihnen Verehrungswerthester | ||||||
| 02 | Mann, die Empfindungen meiner mit jedem Ihrer | ||||||
| 03 | Werke steigenden Bewunderung Ihres Geistes und Herzens einmal | ||||||
| 04 | wieder darzulegen. Ich thue es izt in der kurzen Erklärung, daß mich | ||||||
| 05 | die Lectüre Ihrer Critik der praktischen Vernunft wahrhaftig beseligt | ||||||
| 06 | hat, und daß die Freude darüber noch durch den Gedanken erhöhet | ||||||
| 07 | wird, daß eine große Anzahl trefflicher Männer, mit denen ich mich | ||||||
| 08 | keinesweges messe, hierinn mit mir völlig gleich empfinden. | ||||||
| 09 | Die eigentliche Veranlassung zu meinem gegenwärtigen Schreiben, | ||||||
| 10 | ist die copeylich hier beyliegende Recension Ihres neusten erhabnen | ||||||
| 11 | Werkes, welche für die A. L. Z. bestimmt ist, und Hn. Rehberg in | ||||||
| 12 | Hannover zum Verfasser hat. Ehe ich solche abdrucken lasse wünschte | ||||||
| 13 | ich entweder gleich bey der Zurücksendung Ihre Bemerkungen darüber | ||||||
| 14 | zu lesen, oder doch wenigstens so bald als möglich von Ihnen benachrichtigt | ||||||
| 15 | zu werden, obs Ihnen nicht gefällig seyn möchte | ||||||
| 16 | für die Alg. Lit. Zeitung einen Aufsatz zu senden, worinn die | ||||||
| 17 | vornehmsten Misverständnisse, die von scharfsinnigen Recensenten | ||||||
| 18 | begangen werden, aufgeklärt würden; (denn was obtusa | ||||||
| 19 | capita vorbringen bedarf von Ihnen keiner Widerlegung) | ||||||
| 20 | Sie können izt kein Journal antreffen, darein Sie einer solchen Erläuterung | ||||||
| 21 | mehr Publicität geben könnten, als die A. L. Z. da diese | ||||||
| 22 | izt nach der wahrscheinlichsten Berechnung an 40,000 Leser hat. Über | ||||||
| 23 | 2000 Expl. werden wirklich dato debitirt; und an einem Exemplar | ||||||
| 24 | lesen oft nicht etwa 10 oder 20, sondern 30, 40, 50 Personen. | ||||||
| 25 | Sie sehn daß Hr Rehberg unter andern auch wegen der Categorie | ||||||
| 26 | der Freyheit, in Absicht der Modalität etwas erinnert. | ||||||
| 27 | Ich habe dagegen einen andern Zweifel, den ich Ihnen hier | ||||||
| 28 | vorlege, und um dessen Auflösung bitte. | ||||||
| 29 | Meines Erachtens sollte dieses Stück Ihrer Tafel also lauten: | ||||||
| 30 | 1. das was geboten werden kann, -das was nicht geboten | ||||||
| 31 | werden kann | ||||||
| 32 | z. B. sinnliche Liebe | ||||||
| 33 | 2. das was wirklich geboten ist, - das was nicht wirklich | ||||||
| 34 | geboten ist | ||||||
| 35 | 3. das was nothwendig geboten ist, - das was nur zufällig | ||||||
| 36 | geboten ist | ||||||
| 37 | e. c. (jedem das Seine) e. c. (Allmosen geben) | ||||||
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