| Kant: AA X, Briefwechsel 1786 , Seite 463 | |||||||
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| 01 | Mysteriensucht u. die blindeste Hingebung an vermeintliche Obern bewirkt | ||||||
| 02 | hat. | ||||||
| 03 | Ich schreibe Ihnen, edler theurer Freund, eigentlich nur diese | ||||||
| 04 | Zeilen, um den Ueberbringer derselben bei Ihnen einzuführen. Es ist | ||||||
| 05 | der chursächsische Legationssekretar HE von Hellwig, der itzt nach | ||||||
| 06 | seinem Posten am Petersburger Hofe geht, und nicht gerne durch | ||||||
| 07 | Königsberg reisen möchte ohne Ihnen aufzuwarten. Nehmen Sie auch | ||||||
| 08 | diesen schwachen Beweis der Achtung worin Sie in unsern Gegenden | ||||||
| 09 | stehn, mit Güte an, und fahren fort mir gewogen zu sein! | ||||||
| 10 | Biester. | ||||||
| 278. | |||||||
| 12 | Von Daniel Ienisch. | ||||||
| 13 | 25. Aug. 1786. | ||||||
| 14 | Wohlgeborner u. Hochgelahrter, | ||||||
| 15 | Besonders Hochzuehrender Herr Profeßor | ||||||
| 16 | Wenn Ew. Wohlgeboren dieser mein erster Ausflug in die gelehrte | ||||||
| 17 | Welt vor Augen kommen wird, so werde ich mir die Ehre, die meiner | ||||||
| 18 | Wenigkeit dadurch wiederfährt, vielleicht schon in Haag in Holland, | ||||||
| 19 | denken. Durch Ew. Wohlgeb. Güte allein ists, daß ich mich in so | ||||||
| 20 | günstigen Verhältnißen befinde. HErrn Bibliothekar Biester, welchem | ||||||
| 21 | Sie, mein HErr Profeßor mich so gütig empfohlen hatten, war einige | ||||||
| 22 | Wochen nach meiner Ankunft in Berlin von Herrn Stuve in Braunschweig | ||||||
| 23 | aufgetragen worden, ihm für einen der ihm anvertrauten jungen | ||||||
| 24 | Herren einen Führer aufzufinden. HErr Biester theilte mir seinen | ||||||
| 25 | Auftrag mit, u. ich trug kein Bedenken, denselben anzunehmen, um so | ||||||
| 26 | mehr, da zugleich die Bedingung dabei war, den künftigen Eleven, | ||||||
| 27 | aus Holland, als wohin ihn sein Vater, der in Batavia ist, aus Indien | ||||||
| 28 | geschickt habe, selbst abzuholen; es war iezt mein Plan, ein wenig mehr | ||||||
| 29 | ins Freie des Menschen=Lebens zu kommen, und nicht mehr blos durch | ||||||
| 30 | die Fenstern der Studierstube in die Welt hineinzusehen. Ich reise | ||||||
| 31 | also iezzo als morgen den 26 August von Berlin nach Haag, oder | ||||||
| 32 | vielmehr dem Landgut Fiin bey Haag ab, halte mich daselbst etwa einen | ||||||
| 33 | Monat auf, u. kehre sodann nach Braunschweig mit meinem künftigen | ||||||
| 34 | Eleven zurük, woselbst er in dem von Stuve angelegten Institut alle | ||||||
| 35 | Lehrstunden besucht u. an mir ausser zween Wiederholungsstunden blos | ||||||
| 36 | einen Führer u. Aufseher hat. Ich habe also die erwünschte Aussicht, | ||||||
| 37 | bei einer glücklichen Muße, in der Nähe einer gerühmten ansehnlichen | ||||||
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