Kant: AA X, Briefwechsel 1783 , Seite 311 |
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| 01 | gemeldet, daß die bewußten Prolegomena von Ihnen heraus gekommen: | ||||||
| 02 | sollten Ew. Wohlgeb. noch ein Exemplar übrig haben, so bitte ich mir | ||||||
| 03 | zum Andenken von Denselben eins aus: und zur immerwährenden | ||||||
| 04 | Darstellung mir, bitte ich Sie Ihren Nahmen auf dieses Exemplar zu | ||||||
| 05 | schreiben; sollte Ew. Wohlgeb. von meinen Arbeiten irgendetwas in | ||||||
| 06 | der Zukunft gefällig seyn, so werde ich mir die Freiheit nehmen, | ||||||
| 07 | Exemplare davon dagegen zu übermachen: diesen Sommer werden zwei | ||||||
| 08 | Bände philosophische Versuche von mir herauskommen, in denen ich | ||||||
| 09 | das zusammensammle, was ich seit verschiednen Iahren hin und wieder | ||||||
| 10 | einzeln gearbeitet; der eine Band kommt bei Dengel in Königsberg | ||||||
| 11 | heraus, indem Wagner sein Recht auf gewiße Aufsäzze, die ich ihm | ||||||
| 12 | wegen gewißer mir bewiesenen Gefälligkeiten in Verlag versprochen, | ||||||
| 13 | an jenen abgetreten; der andere Band in der Buchhandlung der Gelehrten. | ||||||
| 14 | Mein ganzes Arbeiten aber wird dahin gehn, wenn ich nach | ||||||
| 15 | Hause komme, mein großes historisch philosophisches Werk auszuführen, | ||||||
| 16 | als auf welches (: wenn mich meine Eitelkeit und Selbstliebe nicht | ||||||
| 17 | hintergeht :) ich gewißermaßen mein Glük baue; die Meinungen die | ||||||
| 18 | ich vortragen werde sind fast alle neu und ziemlich frappand, besonders | ||||||
| 19 | meine Hypothese über das alte Aegypten, welches beinahe einen Band | ||||||
| 20 | ausmachen möchte; doch werde ich suchen, meine Ausdrükke sehr zu | ||||||
| 21 | mildern und manche meiner wahren Meinungen zu überschleiern (: so | ||||||
| 22 | daß sie nur dem Weisen allein anschauend bleiben :) damit ich mir | ||||||
| 23 | nicht zu sehr den geistlichen Haß zuziehe und dadurch ganz und gar | ||||||
| 24 | Schaden an meiner Beförderung leide. Dürfte ich eine Bitte an Sie | ||||||
| 25 | wagen? Vor einiger Zeit schon habe ich, was mir damahls von dem | ||||||
| 26 | Inhalt dieser Schrift, so viel mir davon im Kopf war, aufgeschrieben, | ||||||
| 27 | es ist einige Bogen stark, dies will ich Ihnen heut nebst dem Geld mit | ||||||
| 28 | der fahrenden Post mitschikken; Ich bitte es mir daher als eine Wohlthat | ||||||
| 29 | von Ihnen aus, verehrungswürdigster Menschenfreund, daß Sie | ||||||
| 30 | mir ein Paar Stunden von Ihrer Zeit schenken, und diese Bogen des | ||||||
| 31 | Durchlesens würdigen, und mir dann nur in Etwas Ihre Meinung | ||||||
| 32 | schreiben und einige Winke geben; es wird mir dies aufs Höchste willkommen | ||||||
| 33 | von Ihnen seyn, und theils mich aufmuntern, theils auch vieleicht | ||||||
| 34 | meine Einsichten mehr berichtigen. Den Aufsaz selbst bitte ich | ||||||
| 35 | mir aber zurük aus, weil ich es zur wiedererinnerung mancher Ideen | ||||||
| 36 | brauchen dürfte. Mein Haupt=Zwek bei dieser Schrift ist, die so | ||||||
| 37 | schwankenden und sich widerstreitenden Begriffe über die Religion mehr | ||||||
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