| Kant: AA X, Briefwechsel 1783 , Seite 310 | |||||||
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| 01 | meiner Eltern Haus habe. Mein Vater schrieb mir diesen lezten | ||||||
| 02 | Posttag, daß er mich mit offnen Armen und tausend Freuden in sein | ||||||
| 03 | Haus aufnehmen werde, da ich ihm Hoffnung gemacht, daß ich einen | ||||||
| 04 | Grad von der Akademie vieleicht erhalten dürfte, indem auf diese | ||||||
| 05 | Weise, den Leuten auf einmahl das Maul gestopft werde, und meine | ||||||
| 06 | Ankunft weiter kein Aufsehn errege. | ||||||
| 07 | Von hier gehe ich nach Koniz, allwo ich mich nun noch erst einige | ||||||
| 08 | Wochen auch bei Verwandten aufhalten muß, ehe ich Preußen verlaße: | ||||||
| 09 | doch werde ich nicht eher von hier abreisen und meine Ankunft dort | ||||||
| 10 | melden, als bis ich das Diplom von Königsberg erhalten. Hiebei | ||||||
| 11 | nehme ich mir die Freiheit beiläufig zu fragen, ob diejenigen welche | ||||||
| 12 | abwesend die philosophische Doktorwürde erhalten, auch im Auditorio | ||||||
| 13 | öffentlich, als wenn sie gegenwärtig wären, proklamirt werden. | ||||||
| 14 | Heute werden auf die fahrende Post 40 rthlr gegeben, die Donnerstag | ||||||
| 15 | Abend in Königsberg aber erst ankommen: diesen Brief aber erhalten | ||||||
| 16 | Ew. Wohlgeb. durch die reitende Post schon Donnerstag früh, indem er | ||||||
| 17 | Mitwoch abend an kommt, das Geld aber erst Freitag früh, die Absicht | ||||||
| 18 | dieses Briefes gehet also dahin, Ew. Wohlgeb. gehorsamst zu | ||||||
| 19 | bitten mir nur durch ein Paar Zeilen mit der Freitagschen | ||||||
| 20 | reiten den Post zu melden , ob die Sache noch ganz gewiß vor | ||||||
| 21 | sich geht, und die zukünftige Woche noch unter Dero Dekanat | ||||||
| 22 | abgethan wird? denn diese frühere Nachricht von Ihnen will ich | ||||||
| 23 | mir zu nuz machen, um damit ich izt in meinen Angelegenheiten, | ||||||
| 24 | einen Posttag schon voraus schreiben kann, daß die Promotion würklich | ||||||
| 25 | mit mir vorgehe, als woran mir sehr gelegen: In dieser Absicht hoffe | ||||||
| 26 | ich auch, daß Ew. Wohlgeb. die Güte haben werden, die Sache so zu | ||||||
| 27 | beschleunigen, daß die Ausfertigung, Donerstag Abend als den 24 April | ||||||
| 28 | mit der fahrenden Post, an mich abgeschikt wird, weil ich alsdenn | ||||||
| 29 | gesonnen bin, den 4 Mai von hier ab nach Koniz zu reisen. - Bei | ||||||
| 30 | der Universität brauche ich nicht inscribirt zu werden, weil ichs schon | ||||||
| 31 | bin, wie es das Buch bei der Universität ausweisen muß, meine Inscription | ||||||
| 32 | selbst aber treibt sich unter meinen übrigen Schriften herum, | ||||||
| 33 | und diese sind schon fortgeschickt. Mein Vornahme ist Friedrich | ||||||
| 34 | Victor Leberecht, und mein Geburtsort Belleben im Saalkreise | ||||||
| 35 | des Herzogthums Magdeburg. | ||||||
| 36 | Was hat, HE Konsistorialrath Reccard auf mein Schreiben an | ||||||
| 37 | ihn, Ew. Wohlgeb. geantwortet? - HE Haman hat mir aus Köngbg | ||||||
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