| Kant: AA X, Briefwechsel 1776 , Seite 195 | |||||||
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| 01 | besten des Kindes thun kan. Ich habe die Ehre mit der größesten | ||||||
| 02 | Hochachtung zu seyn | ||||||
| 03 | Ew: Wohlgeb: | ||||||
| 04 | Koenigsberg | ergebenster Diener | |||||
| 05 | d. 19ten Juny 1776. | I Kant. | |||||
| 111. | |||||||
| 07 | Von August Rode. | ||||||
| 08 | 7. Iuli 1776. | ||||||
| 09 | Wohlgebohrner Herr, | ||||||
| 10 | Hochgeehrtester Herr Profeßor! | ||||||
| 11 | Nicht wahr, Sie haben schon brav auf mich gescholten? Ia, ja! | ||||||
| 12 | ich höre Sie in Gedancken sich über die schlechte Erfüllung meines | ||||||
| 13 | Versprechens beklagen! Sie würden aber auch das gröste Recht | ||||||
| 14 | haben, wenn bloß Nachläßigkeit schuld an meinen bisherigen Stillschweigen | ||||||
| 15 | wäre. Allein das ists eben nicht! Meine langsame Reise; | ||||||
| 16 | mein langer Aufenthalt in Berlin; und endlich daß ich - kaum war | ||||||
| 17 | ich in meiner lieben Vaterstadt angekommen - schon wieder eine | ||||||
| 18 | LustReise auf 14 Tagen mit machen muste. Dies sind die wahren | ||||||
| 19 | Ursachen; und ich hoffe sie werden mich bei Ihnen wegen der spätten | ||||||
| 20 | Erfüllung meines Versprechens entschuldigen. Ietzt will ich mich aber | ||||||
| 21 | auch davon so gut als es mir möglich ist, entledigen: nur schade da | ||||||
| 22 | die vielen öffentlichen Blaetter, - Mercure, Geographische Anzeigen | ||||||
| 23 | und wie sie sonst alle heißen, - mir schon alle Nachrichten vom | ||||||
| 24 | Examen weggenommen haben! Vermuthlich haben Sie sie schon alle | ||||||
| 25 | gelesen, und wißen also daß er zur grösten Ehre des Herrn Profeßor | ||||||
| 26 | Basedows ausgefallen ist. Das 2.te Stück des Archivs selbst wird | ||||||
| 27 | nun auch wohl schon bei Ihnen angekommen seyn und in selbigen | ||||||
| 28 | eine sehr detaillirte Nachricht sowohl vom Examen, als von denen dabei | ||||||
| 29 | gewesenen Feyerlichkeiten. Mir ist also nur noch die Nachlese übrig. | ||||||
| 30 | Basedow schreit nun mehr als jemals über die Trägheit der | ||||||
| 31 | Menschen zu guten Wercken; und eifert aus allen Kräften wieder die | ||||||
| 32 | Lehre: daß man ohne gute Wercke, allein durch eine gute Portion | ||||||
| 33 | Glauben, geradesweges im Himmel eingehen könne. Wohl dem ersten | ||||||
| 34 | Lehrer dieses Satzes, daß er nicht mehr ist! Bas . . würde grausam | ||||||
| 35 | mit ihm umgehen; ihm gibt Er das Unglück des ganzen menschlichen | ||||||
| 36 | Geschlechts schuld. Bis zum December will er es noch ansehen; allein | ||||||
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