| Kant: AA VIII, Über den Gebrauch ... , Seite 176 | |||||||
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| 01 | anderer Grund angegeben werden kann, warum diese Race, zu schwach | ||||||
| 02 | für schwere Arbeit, zu gleichgültig für emsige und unfähig zu aller Cultur, | ||||||
| 03 | wozu sich doch in der Naheit Beispiel und Aufmunterung genug findet, | ||||||
| 04 | noch tief unter dem Neger selbst steht, welcher doch die niedrigste unter | ||||||
| 05 | allen übrigen Stufen einnimmt, die wir als Racenverschiedenheiten genannt | ||||||
| 06 | haben. | ||||||
| 07 | Nun halte man alle andere mögliche Hypothesen an dies Phänomen! | ||||||
| 08 | Wenn man nicht die von Hrn. F. schon in Vorschlag gebrachte besondere | ||||||
| 09 | Schöpfung des Negers mit einer zweiten, nämlich des Amerikaners, vermehren | ||||||
| 10 | will, so bleibt keine andere Antwort übrig, als daß Amerika zu | ||||||
| 11 | kalt, oder zu neu sei, um die Abartung der Neger oder gelben Indier | ||||||
| 12 | jemals hervorzubringen, oder in so kurzer Zeit, als es bevölkert ist, schon | ||||||
| 13 | hervorgebracht zu haben. Die erste Behauptung ist, was das heiße Klima | ||||||
| 14 | dieses Welttheils betrifft, jetzt genugsam widerlegt; und was die zweite | ||||||
| 15 | betrifft, daß nämlich, wenn man nur noch einige Jahrtausende zu warten | ||||||
| 16 | Geduld hätte, sich die Neger (wenigstens der erblichen Hautfarbe nach) | ||||||
| 17 | wohl dereinst hier auch durch den allmähligen Sonneneinfluß hervorfinden | ||||||
| 18 | würden: so müßte man erst gewiß sein, daß Sonne und Luft solche Einpfropfungen | ||||||
| 19 | verrichten können, um sich durch einen so ins weite gestellten, | ||||||
| 20 | immer nach Belieben weiter hinaus zu rückenden, blos vermutheten Erfolg | ||||||
| 21 | nur gegen Einwürfe zu vertheidigen; wie viel weniger kann, da jenes | ||||||
| 22 | selbst noch gar sehr bezweifelt wird, eine bloß beliebige Vermuthung den | ||||||
| 23 | Thatsachen entgegen gestellt werden! | ||||||
| 24 | Eine wichtige Bestätigung der Ableitung der unausbleiblich erblichen | ||||||
| 25 | Verschiedenheiten durch Entwickelung ursprünglich und zweckmäßig | ||||||
| 26 | in einem Menschenstamme für die Erhaltung der Art zusammenbefindlicher | ||||||
| 27 | Anlagen ist: daß die daraus entwickelten Racen nicht sporadisch | ||||||
| 28 | (in allen Welttheilen, in einerlei Klima, auf gleiche Art) verbreitet, sondern | ||||||
| 29 | cykladisch in vereinigten Haufen, die sich innerhalb der Grenzlinie eines | ||||||
| 30 | Landes, worin jede derselben sich hat bilden können, vertheilt angetroffen | ||||||
| 31 | werden. So ist die reine Abstammung der Gelbfarbigen innerhalb den | ||||||
| 32 | Grenzen von Hindostan eingeschlossen, und das nicht weit davon entfernte | ||||||
| 33 | Arabien, welches großentheils den gleichen Himmelsstrich einnimmt, enthält | ||||||
| 34 | nichts davon; beide aber enthalten keine Neger, die nur in Afrika zwischen | ||||||
| 35 | dem Senegal und Capo Negro (und so weiter im Inwendigen dieses | ||||||
| 36 | Welttheils) zu finden sind; indessen das ganze Amerika weder die einen | ||||||
| 37 | noch die andern, ja gar keinen Racencharakter der alten Welt (die Eskimos | ||||||
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