Kant: AA VII, Anthropologie in pragmatischer ... , Seite 330 |
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| 01 | Bestimmung des Menschen, so wie die Vernunft sie ihm im Ideal vorstellt, | [ anschließender Abschnitt F. Der Character des Alters. in den Reflexionen zur Antropologie (AA XV, 652) ] | |||||
| 02 | angemessen ist. | ||||||
| 03 | Grundzüge |
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| 04 | der Schilderung des Charakters der Menschengattung. |
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| 05 | I Der Mensch war nicht bestimmt wie das Hausvieh zu einer Heerde, | ||||||
| 06 | sondern wie die Biene zu einem Stock zu gehören. - Nothwendigkeit, | ||||||
| 07 | ein Glied irgend einer bürgerlichen Gesellschaft zu sein. | ||||||
| 08 | Die einfachste, am wenigsten gekünstelte Art eine solche zu errichten | ||||||
| 09 | ist die Eines Weisers in diesem Korbe (die Monarchie). - Aber viele | ||||||
| 10 | solcher Körbe neben einander befehden sich bald als Raubbienen (der | ||||||
| 11 | Krieg), doch nicht, wie es Menschen thun, um den ihrigen durch Vereinigung | ||||||
| 12 | mit dem anderen zu verstärken - denn hier hört das Gleichni | ||||||
| 13 | auf -; sondern blos den Fleiß des anderen mit List oder Gewalt für | ||||||
| 14 | sich zu benutzen. Ein jedes Volk sucht sich durch Unterjochung benachbarter | ||||||
| 15 | zu verstärken; und es sei Vergrößerungssucht oder Furcht von dem | ||||||
| 16 | anderen verschlungen zu werden, wenn man ihm nicht zuvorkommt: so ist | ||||||
| 17 | der innere oder äußere Krieg in unserer Gattung, so ein großes Übel er | ||||||
| 18 | auch ist, doch zugleich die Triebfeder aus dem rohen Naturzustande in den | ||||||
| 19 | bürgerlichen überzugehen, als ein Maschinenwesen der Vorsehung, wo | ||||||
| 20 | die einander entgegenstrebende Kräfte zwar durch Reibung einander Abbruch | ||||||
| 21 | thun, aber doch durch den Stoß oder Zug anderer Triebfedern lange | ||||||
| 22 | Zeit im regelmäßigen Gange erhalten werden. | ||||||
| 23 | II Freiheit und Gesetz (durch welches jene eingeschränkt wird) sind | ||||||
| 24 | die zwei Angeln, um welche sich die bürgerliche Gesetzgebung dreht. | ||||||
| 25 | Aber damit das letztere auch von Wirkung und nicht leere Anpreisung sei: | ||||||
| 26 | so muß ein Mittleres*) hinzu kommen, nämlich Gewalt, welche, mit | ||||||
| 27 | jenen verbunden, diesen Principien Erfolg verschafft. - Nun kann man | ||||||
| 28 | sich aber viererlei Combinationen der letzteren mit den beiden ersteren | ||||||
| 29 | denken: | ||||||
| 30 | A. Gesetz und Freiheit ohne Gewalt (Anarchie). | ||||||
| 31 | B. Gesetz und Gewalt ohne Freiheit (Despotism). | ||||||
| *) Analogisch dem medius terminus in einem Syllogism, welcher, mit Subject und Prädicat des Urtheils verbunden, die 4 syllogistischen Figuren abgiebt. | |||||||
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