| Kant: AA VI, Die Metaphysik der Sitten. ... , Seite 384 | |||||||
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| 01 | Mechanism aus technisch=praktischer Vernunft weder auf alle Fälle gerüstet, | ||||||
| 02 | noch vor der Veränderung, die neue Anlockungen bewirken können, | ||||||
| 03 | hinreichend gesichert. | ||||||
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| 05 | Der Tugend = + a ist die negative Untugend (moralische | ||||||
| 06 | Schwäche) = 0 als logisches Gegentheil ( contradictorie oppositum ), | ||||||
| 07 | das Laster aber = - a als Widerspiel ( contrarie s. realiter | ||||||
| 08 | oppositum ) entgegen gesetzt, und es ist eine nicht blos unnöthige, | ||||||
| 09 | sondern auch anstößige Frage: ob zu großen Verbrechen nicht etwa | ||||||
| 10 | mehr Stärke der Seele als selbst zu großen Tugenden gehöre. | ||||||
| 11 | Denn unter Stärke der Seele verstehen wir die Stärke des Vorsatzes | ||||||
| 12 | eines Menschen, als mit Freiheit begabten Wesens, mithin so fern er | ||||||
| 13 | seiner selbst mächtig (bei Sinnen) ist, also im gesunden Zustande | ||||||
| 14 | des Menschen. Große Verbrechen aber sind Paroxysmen, deren Anblick | ||||||
| 15 | den an Seele gesunden Menschen schaudern macht. Die Frage | ||||||
| 16 | würde also etwa dahin auslaufen: ob ein Mensch im Anfall einer | ||||||
| 17 | Raserei mehr physische Stärke haben könne, als wenn er bei Sinnen | ||||||
| 18 | ist; welches man einräumen kann, ohne ihm darum mehr Seelenstärke | ||||||
| 19 | beizulegen, wenn man unter Seele das Lebensprincip des | ||||||
| 20 | Menschen im freien Gebrauch seiner Kräfte versteht. Denn weil | ||||||
| 21 | jene blos in der Macht der die Vernunft schwächenden Neigungen | ||||||
| 22 | ihren Grund haben, welches keine Seelenstärke beweiset, so würde diese | ||||||
| 23 | Frage mit der ziemlich auf einerlei hinauslaufen: ob ein Mensch im | ||||||
| 24 | Anfall einer Krankheit mehr Stärke als im gesunden Zustande beweisen | ||||||
| 25 | könne, welche geradezu verneinend beantwortet werden kann, | ||||||
| 26 | weil der Mangel der Gesundheit, die im Gleichgewicht aller körperlichen | ||||||
| 27 | Kräfte des Menschen besteht, eine Schwächung im System | ||||||
| 28 | dieser Kräfte ist, nach welchem man allein die absolute Gesundheit | ||||||
| 29 | beurtheilen kann. | ||||||
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| 33 | Zweck ist ein Gegenstand der freien Willkür, dessen Vorstellung | ||||||
| 34 | diese zu einer Handlung bestimmt (wodurch jener hervorgebracht wird). | ||||||
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