Kant: AA III, Kritik der reinen Vernunft ... , Seite 035 |
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| 01 | hinzufügen kann. Ich kann den Begriff des Körpers vorher | ||||||
| 02 | analytisch durch die Merkmale der Ausdehnung, der Undurchdringlichkeit, | ||||||
| 03 | der Gestalt etc., die alle in diesem Begriffe gedacht werden, erkennen. | ||||||
| 04 | Nun erweitere ich aber meine Erkenntniß, und indem ich auf die Erfahrung | ||||||
| 05 | zurücksehe, von welcher ich diesen Begriff des Körpers abgezogen | ||||||
| 06 | hatte, so finde ich mit obigen Merkmalen auch die Schwere jederzeit verknüpft | ||||||
| 07 | und füge also diese als Prädicat zu jenem Begriffe synthetisch | ||||||
| 08 | hinzu. Es ist also die Erfahrung, worauf sich die Möglichkeit der Synthesis | ||||||
| 09 | des Prädicats der Schwere mit dem Begriffe des Körpers gründet, | ||||||
| 10 | weil beide Begriffe, obzwar einer nicht in dem andern enthalten ist, | ||||||
| 11 | dennoch als Theile eines Ganzen, nämlich der Erfahrung, die selbst eine | ||||||
| 12 | synthetische Verbindung der Anschauungen ist, zu einander, wiewohl nur | ||||||
| 13 | zufälliger Weise, gehören. | ||||||
| 14 | Aber bei synthetischen Urtheilen a priori fehlt dieses Hülfsmittel ganz | ||||||
| 15 | und gar. Wenn ich über den Begriff A hinausgehen soll, um einen | ||||||
| 16 | andern B als damit verbunden zu erkennen: was ist das, worauf ich mich | ||||||
| 17 | stütze, und wodurch die Synthesis möglich wird, da ich hier den Vortheil | ||||||
| 18 | nicht habe, mich im Felde der Erfahrung darnach umzusehen? Man | ||||||
| 19 | nehme den Satz: Alles, was geschieht, hat seine Ursache. In dem Begriff | ||||||
| 20 | von etwas, das geschieht, denke ich zwar ein Dasein, vor welchem eine Zeit | ||||||
| 21 | vorhergeht etc., und daraus lassen sich analytische Urtheile ziehen. Aber | ||||||
| 22 | der Begriff einer Ursache liegt ganz außer jenem Begriffe, und zeigt | ||||||
| 23 | etwas von dem, was geschieht, Verschiedenes an, ist also in dieser letzteren | ||||||
| 24 | Vorstellung gar nicht mit enthalten. Wie komme ich denn dazu, von | ||||||
| 25 | dem, was überhaupt geschieht, etwas davon ganz Verschiedenes zu sagen | ||||||
| 26 | und den Begriff der Ursache, ob zwar in jenem nicht enthalten, dennoch | ||||||
| 27 | als dazu und sogar nothwendig gehörig zu erkennen? Was ist hier das | ||||||
| 28 | Unbekannte = x, worauf sich der Verstand stützt, wenn er außer dem | ||||||
| 29 | Begriff von A ein demselben fremdes Prädicat B aufzufinden glaubt, | ||||||
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