Kant: AA XIX, Erläuterungen zu G. Achenwalls Iuris ... , Seite 627 |
|||||||
Zeile:
|
Text:
|
|
|
||||
01 | es soll heißen: Gott entweder durch die Ordnung der Natur oder ohne | ||||||
02 | dieselbe. | ||||||
03 | Wer der Natur etwas beymißt, der entzieht es nicht Gott. Diejenige, | ||||||
04 | die solches behaupten, scheinen die Natur vor ein abgesondert principium | ||||||
05 | zu halten. | ||||||
06 | z. E. Der Artzt hat geholfen. Die Geschiklichkeit hat das Treffen gewonnen. | ||||||
07 | der Fleis hat mich glüklich gemacht. | ||||||
08 | Der concursus findet statt 1. bey einer Wirkung zweyer einander | ||||||
09 | Ursachen, deren eine qvoad existentiam der andern qvoad causalitatem | ||||||
10 | nicht gantzlich subordinirt ist*. als der Mensch concurrirt zur fruchtbarkeit | ||||||
11 | des Ackers: (g 2. Bey einer Handlung eben desselben Wesens zur | ||||||
12 | andern, der Gnade zur Natur. ) | ||||||
13 | von Gott kan (g man ) nicht sagen, daß er zu demjenigen, was nach | ||||||
14 | mechanischen Gesetzen geschieht, concurrire in sofern er der autor dieser | ||||||
15 | Ordnung ist. z. E. daß Gott zu der fruchtbarkeit der Iahreszeit im | ||||||
16 | Sommer concurrire. | ||||||
17 | Wenn die Handlungen der Menschen aus Willkühr eben so von Gott | ||||||
18 | als der ersten Ursache herkomen, so ist kein concursus**. | ||||||
19 | Die Freyheit ist ein analogon einer independentiae qvoad causalitatem, | ||||||
20 | da gilt concursus. | ||||||
21 | * (g Concausae (g sibi ) subordinatae non concurrunt. sed coordinatae. | ||||||
22 | Ich kan nicht sagen: Gott und der Arzt haben zum Theil geholfen, | ||||||
23 | einer ist hat das complementum causae insufficientis ad sufficientem | ||||||
24 | gegeben. ) | ||||||
25 | Die Vorsehung ist die Handlung, den Zustand der Substantzen dem | ||||||
26 | Gottlichen Willen gemäß zu machen. Geschiehet dieses durch Gründe, die | ||||||
27 | darum schon vorher in die Dinge gelegt sind, so ist es die eigentliche Vorsehung. | ||||||
28 | Geschieht es nach und nach, so ist es die direction (s Regierung; | ||||||
29 | geschiehts durch die Bestimungen der Natur, so ists direction. ) | ||||||
30 | Die Conformitaet mit dem Göttlichen Willen ist entweder, so fern | ||||||
31 | die Begebenheiten zweke sind oder nur diesen nicht entgegen stehen. Consensus | ||||||
32 | positiuus vel negatiuus. Bey der Schopfung oder Erhaltung. | ||||||
[ Seite 626 ] [ Seite 628 ] [ Inhaltsverzeichnis ] |
|||||||