Kant: AA XIX, Erläuterungen zu G. Achenwalls Iuris ... , Seite 625

     
           
 

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  01 werden. In der Welt überhaupt muß man alles natürlich erklären, obgleich      
  02 manches unmittelbar durch Gott mag gewirkt werden. )      
           
  03 S. II:      
  04 Folgende zwey Ausdrücke sind zu unterscheiden: Es stehet etwas      
  05 unter der besondern göttlichen Vorsehung, und: es geschieht etwas durch      
  06 die besondere Göttliche Vorsehung und direction. Der Verstand des ersteren      
  07 ist dieser: daß auch in besondern Regeln oder auch einzelnen Fällen der      
  08 Weltbegebenheiten dieselbe den letzten Grund ihres Daseyns im Rathschlusse      
  09 Gottes haben, imgleichen daß es jederzeit möglich war, daß Gott      
  10 durch seinen Rathschluß sie hätte ändern und verhindern können. (s Ingleichen      
  11 daß sie der gottlichen absicht niemals wiederstreiten. ) Der zweyte      
  12 Ausdruck bedeutet: daß Gott einzelne Begebenheiten oder in besondern      
  13 Gesetzen der Weltveränderungen diese selbst zu Zweken habe und die Ursachen      
  14 als Mittel gebrauche.      
           
  15 Man nennet eine jede Handlung der Vorsehung, in so ferne sie bey      
  16 der Erhaltung der Dinge erwogen wird, die Direction. Die besondere      
  17 eintzelne direction heißt auch die Ausserordentliche, weil sie nicht unter      
  18 einer höhern Ordnung der Natur begriffen wird.      
           
  19 (s Ausserordentlich Ausserordentliche direction ist möglich. )      
           
  20 Man kan nicht darthun, daß ohne ausserordentliche direction in jedem      
  21 Falle die Vollkommenheit der Welt nicht würde erreicht werden.      
           
  22 Hieraus folgt, daß in jedem einzelnen Fall nur muß aus Erfahrung      
  23 ausgemacht werden, was da möchte durch ausserordentliche direction geschehen      
  24 seyn. Allein:      
           
  25 Vollkommenheiten überhaupt sind kein Beweis, denn die konnen unter      
  26 der allgemeinen Vorsehung stehen. Z. E. Fleis macht Glüklich. Schelme      
  27 scheitern.      
           
  28 S. IV:      
  29 Auch der Mangel desjenigen Ausganges, der nach der Ordnung      
  30 der Natur gemeiniglich pflegt eine Folge zu wege zu bringen, beweißt      
  31 nichts --- ---      
           
  32 Außerordentliche Begebenheiten beweisen nichts, weil sie selten seyn.      
  33 (g Vielmehr zeigt erfahrung, daß keine sonderliche Ausnahmen im Sterben,      
  34 Treffen, Heyrathen geschehen. )      
           
     

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