Kant: AA XIX, Erläuterungen zu A. G. Baumgartens ... , Seite 314 |
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01 | Wir haben Erkentnisse a priori von Objecten. Die Es sind Begriffe | ||||||
02 | (oder Anschauungen): Die Begriffe a priori, welchen keine Anschauungen | ||||||
03 | untergelegt sind, sind die categorien, welche für sich gar keinen | ||||||
04 | Sinn und kein Object haben sondern nur Denkformen sind. z. B. das | ||||||
05 | vieles zusammen Eines ausmacht; wie das möglich sey, kan man ohne | ||||||
06 | Beyspiel in der Anschauung nicht einsehen. | ||||||
07 | Wir können aber a priori nichts anschaulich erkennen, als nur so fern | ||||||
08 | wir die Objecte blos in der Erscheinung warnehmen. Denn wie die Objecte | ||||||
09 | uns erscheinen werden, können wir noch vor der Erfahrung inne | ||||||
10 | werden, wenn wir uns der subjectiven Form unserer Sinnlichkeit bewust | ||||||
11 | werden, und diese Formen sind Raum und Zeit. Dies ist das Erkennen | ||||||
12 | (unserer selbst und der Dinge ausser uns (a priori)). | ||||||
13 | Wir haben aber auch noch ein Sollen a priori (das absolute) in uns | ||||||
14 | vermöge der Idee der Freyheit, welches ohne einen in unserem Willen | ||||||
15 | vorhandenen categorischen Imperativ nicht möglich wäre. --- Ohne die | ||||||
16 | zum Grunde gelegte Idealität des Raumes und der Zeit, mithin der | ||||||
17 | Gegenstände als Erscheinungen, würden wir die Realität der Freyheit | ||||||
18 | uns gar nicht practisch denken können, weil sonst das Sollen immer empirisch | ||||||
19 | bedingt seyn würde. | ||||||
20 | Synthetische Sätze a priori, zum theoretischen Erkentnis gehörig, sind nur | ||||||
21 | durch Anschauung in Raum und Zeit als Naturobject, mithin von Dingen als | ||||||
22 | Erscheinungen, möglich. Synthetische Sätze a priori, zum practischen Erkentnis | ||||||
23 | gehörig, sind nur durch die Idee der Freyheit möglich. | ||||||
24 | S. I: | ||||||
25 | Wir können keinen Imperativ der Pflicht haben (categorie, dynamische, | ||||||
26 | der causalitaet) als nur unter der Voraussetzung der Freyheit, | ||||||
27 | d. i. einem Vermögen, das von Naturbedingungen in seinem Thun und | ||||||
28 | Lassen unabhängig ist, also nur so fern wir ein Wesen oder eine Eigenschaft | ||||||
29 | (der Caussalität) desselben unabhängig ist annehmen. | ||||||
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