Kant: AA XIX, Erläuterungen zu A. G. Baumgartens ... , Seite 299 |
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01 | allgemeinen Gesetzmaßigkeit der Natur. 1. Muß diese Einstimung freywillig | ||||||
02 | seyn; 2. nicht mit den Naturgesetzen, sondern bloß der allgemeinen | ||||||
03 | Gesetzmaßigkeit der Natur, so daß die Maxime unserer Handlungen mit | ||||||
04 | unserm Willen ein allgemeines Naturgesetz seyn könne. | ||||||
05 | Pr 52: | ||||||
05 | Pr 52: | ||||||
06 | Denn was die Vernunft gebietet, gebietet sie nicht partheyisch. Wenn | ||||||
07 | mein wille also durch Vernunft bestimt wird, so muß er zugleich von mir | ||||||
08 | als ein allgemeines Gesetz vor jedermann gemeynet seyn. | ||||||
09 | Pr 53: | ||||||
10 | * (g moralitaet aus dem Princip der freyheit, so fern sie zugleich | ||||||
11 | (in allem ihren Wollen) Gesetzgebend ist. Nomothe Principium libertatis | ||||||
12 | nomotheticae: ich muß nach einem willen handeln, der zugleich | ||||||
13 | Gesetzgebend seyn kan. Also bin ich unter einem Gesetz, um selbst in | ||||||
14 | Handlungen gesetz zu seyn. ) | ||||||
7270. ψ. Pr 56. Unter §94: |
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16 | Alle obligatio ist stricta, d. i. wovon keine exceptio gilt, aber nicht | ||||||
17 | alle leges obligandi sind strictae, sondern einige auch latae, weil sie nicht | ||||||
18 | die Handlung bestimmen, sondern den Bewegungsgrund, aber unter Einschränkungen | ||||||
19 | enthalten. Pflichten, nicht Schuldigkeiten. | ||||||
7271. ψ? υ?? Pr 57. |
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21 | Zum äußeren Gebote ist der Bewegungsgrund nicht die Pflicht. Das | ||||||
22 | Sollen ist hier der Zwang. Wir werden nicht aufgefodert, dasjenige aus | ||||||
23 | inneren motiven zu thun, was uns zwangsmäßig befohlen wird. Der | ||||||
24 | imperativus iuridicus ist externe tantum obligans und gar nicht moralisch. | ||||||
25 | Es ist der imperativus der Gewalt, welche mit dem Rechte ver Rechtmäßig | ||||||
26 | ist, und seine necessitirende Kraft ist auch nur in proportion mit dieser | ||||||
27 | Gewalt. Doch ist das Urtheil dieses Gesetzgebers auf die vim obligatoriam | ||||||
28 | seines Willens gegründet. | ||||||
29 | Iuridisch principium heißt: thue frey, was Gesetzmäßige Gewalt | ||||||
30 | fordert (oder fordern kan). | ||||||
31 | Ethisch: Handle nach Bewegungsgründen eines innern allgemeingültigen | ||||||
32 | Willens, i. e. so daß du zu dulden, zu lieben und zu achten seyst. | ||||||
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