Kant: AA XIX, Erläuterungen zu A. G. Baumgartens ... , Seite 181

     
           
 

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  01 Staatsrecht auf rationale. Man vermengt die Bedingungen der ersten      
  02 bey dem Begrife einer Staatverfassung überhaupt mit dem letzteren.      
           
   

 

6856.   υ? φ? ψ??   Pr 129.
 
     
  04 Die würde der Menschlichen Natur liegt blos in der freyheit; durch      
  05 die könen wir allein irgend einiges Guten würdig werden. Aber die würde      
  06 eines Menschen (würdigkeit) beruht auf dem Gebrauch der freyheit, da er      
  07 sich alles Guten würdig macht. Er macht sich aber dessen würdig, wenn      
  08 er sich, so viel in seinem naturtalent liegt und als äußere Einstimung      
  09 anderer freyheit erlaubt, auch theilhaftig macht.      
           
   

 

6857.   υ? φ? ψ?   Pr 129.
 
     
  11 Die würdigkeit glüklich zu seyn besteht im Verdienst, welches die      
  12 Handlungen um die Glükseeligkeit haben, die, so viel an der freyheit liegt,      
  13 auch wirklich, wenn sie allgemein wären, sich so wohl als andre glüklich      
  14 machen würden. Man sagt: ein Mensch verdient zu essen, der sich sein      
  15 Brod selber bauet oder auch der vor anderer Brod sorgt.      
           
   

 

6858.   υ? φ?   Pr 130.
 
     
  17 Es isi wahr: ohne Religion würde die Religion moral keine triebfedern      
  18 haben, die alle von der Glükseeligkeit müssen hergenommen seyn.      
  19 Die moralischen Gebothe müssen eine Verheißung oder Drohung bey sich      
  20 führen. Die Glükseeligkeit ist in diesem Leben nicht ihre Aufmunterung;      
  21 überdem giebt es ist die reine Gesinnung des Herzens das, was den eigentlichen      
  22 moralischen werth ausmacht; diese aber wird niemals von andern      
  23 recht erkannt, oftmals gar verkannt. Es hat sicherlich keinen Menschen gegeben,      
  24 der mit gänzlicher Gewissenhaftigkeit über die reinigkeit seiner Sitten      
  25 wachte und der nicht zugleich hoffete, daß einmal diese Sorgfalt von Großer      
  26 wichtigkeit seyn werde und daß von einer die Welt regirenden höchsten      
  27 Weisheit erwartete, es werde nicht umsonst seyn, dieser genauen Beobachtung      
  28 sich gewidmet zu haben. Allein das urtheil über den werth der      
  29 Handlungen, so fern sie beyfalls und der Glükseeligkeit würdig sind, muß      
  30 doch von aller Erkentnis von Gott unabhängig seyn.      
           
     

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