Kant: AA XVIII, Metaphysik Zweiter Theil , Seite 627

     
           
 

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  01 Vernunft, schlechterdings nicht beygelegt werden kan, ohne diesen Unterschied      
  02 unter den Objecten und ihren Vorstellungen zu machen, so führt      
  03 die Theologie auf die ästhetische Critik.      
           
  04 In Ansehung der theoretischen Erkentnis der Gegenstande möglicher      
  05 Erfahrung hat doch die Critik den Nutzen, daß sie die Antinomie zwischen      
  06 dem princip des Unbedingten nach bloßen Begriffen und des jederzeit      
  07 Bedingten nach Bedingungen der Anschauung auflöset, indem sie zeigt,      
  08 daß diese, so rein sie auch ist, immer nur sinnlich sey und den Gegenstand      
  09 nicht als Ding an sich, sondern blos in der Erscheinung vorstelle übrigens,      
  10 e.g. Antinomie des Weltanfanges, des Weltganzen in Ansehung des      
  11 Raums, der Absoluten und Unbedingten Caussalitat und der unbedingten      
  12 Nothwendigkeit oder Zuf der Dinge. Indessen ist es doch nothig wieder      
  13 den Scepticism, der eben darauf ausgeht, durch wiedersprüche zwischen      
  14 den kläresten Ueberzeugungen der Vernunft das Vertrauen auf sich selbst      
  15 zu rauben — der Idealism ist zwar nicht so gefährlich, aber er schränkt      
  16 doch das Erfahrungsfeld sehr ein und giebt einem Glauben Anspruch so      
  17 gar auf unsere empirische Erkentnisse. — Wenn aber gezeigt wird, daß      
  18 die Bestimmung unseres eigenen Daseyns in der Zeit die Vorstellung      
  19 eines Raums voraussetze, um auch das Verhaltnis der Bestimmungen      
  20 der inneren Anschauung zum bleibenden Object sich vorstellen zu können,      
  21 und wir den Raum, der blos eine Form der Anschauung ist, doch nicht      
  22 die Form der inneren Anschauung seyn kan, eben darum weil die innere      
  23 nicht Raum, sondern Zeit ist, so kan den äußeren Gegenständen (g die )      
  24 Realität (als Sachen an sich) gesichert werden eben dadurch, daß man      
  25 ihre Anschauung nicht als die einer Sache an sich annimmt; denn wäre      
  26 sie dieses und die Raumesform die Form eines Dinges, (g die ) auch ohne      
  27 die besondere Beschaffenheit unseres Subjects ihm an sich anhinge, so      
  28 würde es möglich seyn, daß wir die Vorstellung eines solchen Dinges      
  29 hätten, auch ohne daß es existirte. Allein ist es eine besondere Art der Anschauung      
  30 in uns, die nicht das, was in uns ist, mithin im Zeitwechsel      
  31 existirendes vorstellen kan, weil sie alsdann als bloße Vorstellung nur in      
     

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