Kant: AA XVIII, Metaphysik Zweiter Theil , Seite 621 |
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01 | vorstelle, kann nicht zur Vorstellung des innern Sinnes gezählt werden, | |||||||||
02 | denn dieses seine Form ist die Zeit, die nur eine Dimension hat. Eben so | |||||||||
03 | was bloße Vorstellung ist, kann ich nicht zum Object des äußern Sinnes | |||||||||
04 | machen, denn dessen Form ist der Raum. — Nun ensteht die Frage: ob | |||||||||
05 | nicht das dessen F diejenige Anschauung, welche die Form des äußeren | |||||||||
06 | Sinnes hat, dergleichen die Einbildung ist (in Träumen oder im Fieber), | |||||||||
07 | so einerley sey mit derjenigen, welche auch ein Object des äusseren Sinnes | |||||||||
08 | hat, daß beyde nicht von einander unterschieden werden können. Die Antwort | |||||||||
09 | ist: daß in diesem Zustande der Einbildung sie freylich nicht unterschieden | |||||||||
10 | werden können, denn dieses ist eine Täuschung der Urtheilskraft; | |||||||||
11 | aber die Frage ist eigentlich: ob sie überhaupt nicht unterschieden werden | |||||||||
12 | können, d.i. ob man sich nicht bewust werden könne, daß die eine eine Sinnenanschauung, | |||||||||
13 | die andere zwar sinnliche Anschauung, aber nur in der Einbildung | |||||||||
14 | sey, wozu das Object ausser der Vorstellung nicht gegenwartig | |||||||||
15 | ist. Die Antwort ist: das Bewustseyn kann alle Vorstellungen begleiten, | |||||||||
16 | mithin auch die der Einbildung, die und deren Spiel selbst ein Object des | |||||||||
17 | innern Sinnes ist und von der es moglich seyn muß, sich ihrer als einer | |||||||||
18 | solchen bewust zu werden, weil wir wirklich solche als innere Vorstellungen, | |||||||||
19 | mithin in der Zeit existirend, von der Sinnenanschauung unterscheiden. | |||||||||
6316. ω1. L Bl. D 10. R I 209f. S. I: |
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22 | 1.) Daß die Idealität des Raumes und der Zeit, welche blos formal | |||||||||
23 | ist, nicht den realen Idealism enthalte, der vorgiebt, daß der Warnehmung | |||||||||
24 | der Dinge im Raum gar kein Gegenstand außer der Vorstellung gegeben | |||||||||
25 | sey. sondern daß diesem Gegenstande weil oder diesen äußeren Gegenständen | |||||||||
26 | (welches unausgemacht bleibt) nur nicht dieselbe Form des Raumes | |||||||||
27 | an sich zukomme, unter dem wir ihn oder sie anschauen, weil sie blos zur | |||||||||
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